Dass es in solchen Fällen um Minuten geht, zeigt ein Einsatz Ende Juli, als die Polizisten einen bewusstlos in der Donau treibenden Mann bergen und wiederbeleben konnten. „Erfolgreiche Reanimationen sind die prägendsten Momente“, erzählt Kraus, während er das 16-Meter-lange Polizeiboot „Wien“ bei einer Streifenfahrt auf 40 km/h beschleunigt.
Viele Lebensrettungen
„In unserem Bereich gibt es viele Lebensrettungen, die sonst eher Rettung und Feuerwehr vorbehalten sind. Das ist etwas Besonderes“, erklärt der Chefinspektor mit Blick in Richtung Bug, wo das Wasser links und rechts meterhoch in die Luft spritzt. Unruhige Bedingungen ist Kraus nach fast 30 Jahren im See- und Stromdienst gewöhnt. So manche Privatperson würde sich hingegen überschätzen. Nicht immer ginge das gut aus, meint Leutnant Andrea Anders.
Sie kam im Zuge der Offiziersausbildung zur Wasserpolizei, hat dort aber schon einiges gesehen: „Wir haben es immer wieder mit Suizidversuchen zu tun (33 waren es 2019, Anm.) und nach tagelangen Suchaktionen können wir manchmal nur mehr eine Wasserleiche bergen.“ Das Einsatzgebiet der Nautik-Experten ist aber nicht auf Rettungen und Bergungen begrenzt.
Bis zu 6.000 Tonnen Ladung
Ein wichtiger Teil ist der Umweltschutz, wobei vor allem kontrolliert wird, dass es nicht zur Wasserverschmutzung kommt. Schließlich dient die Donau zur Trinkwasserentnahme. Hinzu kommen Verkehrskontrollen auf dem Wasser, Grenzschutz und der Kampf gegen Schmuggel. Vor allem Letzteres ist schwierig, immerhin sind auf der Donau Frachtschiffe mit bis zu 6.000 Tonnen Ladung unterwegs .
Körperlich fit
Das breite Aufgabenfeld macht den Dienst am Wasser laut Kraus für Bewerber attraktiv. Aktuell sind 46 Polizisten rund um die Uhr im Einsatz. Sie müssen körperlich fit sein und technisches sowie nautisches Verständnis mitbringen. Neun Boote stehen ihnen zur Verfügung, um einen 70 Kilometer langen Donauabschnitt, Neue und Alte Donau sowie Donaukanal abzudecken – aufgrund des trüben Wassers und der teils geringen Tiefe anspruchsvolle Gewässer.
Das Hobby ist der Beruf
Entscheidungen müssen regelmäßig in Sekunden getroffen werden, wie etwa Anfang Juli, als Kraus trotz niedrigen Wasserstandes auf den in der Donau ertrinkenden Hund zusteuerte, Schäden in Kauf nahm und ihm so das Leben rettete. „Bei der ,Wien’ braucht man wegen ihrer Größe Fingerspitzengefühl. Man steuert quasi eine schwimmende Polizeiinspektion.“ Solche Herausforderungen machen für Kraus aber den Reiz aus: „Alle hier haben eine Affinität zum Wasser. Wir können Hobby und Beruf vereinen.“
Wichtig:
Wer Suizid-Gedanken hat, sollte sich an vertraute Menschen wenden. Wer für weitere Hilfsangebote offen ist, kann die Telefonseelsorge kontaktieren. Sie bietet schnelle, erste Hilfe an und vermittelt Ärztinnen, Beratungsstellen oder Kliniken. Sie ist in Österreich kostenlos unter der Rufnummer 142 erreichbar.
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