Ein Starkoch rennt gegen Mauern

Hubert Wallner im "Saag ja"
Posse am Wörthersee: Einem Gourmettempel droht das Aus, Baustopp für die Alternative

Er kocht vor Wut, denn er weiß schon nicht mehr, in welcher Lokalität er noch kochen darf: Hubert Wallner, Österreichs Koch des Jahres 2018, droht bei seinem Drei-Hauben-Seerestaurant in Bad Saag am Nordufer des Wörthersees die Delogierung, und sein neues Lokal am Südufer darf momentan nicht fertiggestellt werden. Die Gemeinde hat einen Baustopp erlassen.

„Saag ja“ ist Schauplatz der ersten Posse: Robert Glock, der Sohn des bekannten Waffenproduzenten Gaston, pachtete im Jahr 2010 von der dem Land Kärnten unterstellten Seenimmobiliengesellschaft SIG ein 1,1 Hektar großes Bad samt Restaurant in Techelsberg. Waller wurde Glocks Subpächter, eröffnete das Drei-Hauben-Seerestaurant „Saag Ja“ und entwickelte es zum größten Gourmettempel Kärntens. Plötzlich gab es Streitigkeiten mit dem Land, weil Glock und Wallner eine Mauer zum See nicht ordnungsgemäß saniert hätten; die Delogierung drohte, aber das Gericht sah dies anders.

Ein Starkoch rennt gegen Mauern

Gericht entscheidet

Aktuell ist man sich wegen der Vertragsmodalitäten uneins: Glock und Wallner behaupten, der acht Jahre laufende Pachtvertrag mit der SIG würde eine Option für acht weitere Jahre beinhalten. Und diese hätte man gezogen. Laut SIG gibt es eine solche Klausel nicht schriftlich und der Vertrag habe mit März 2018 geendet. „Die Sache ist jetzt gerichtsanhängig. So lange das Verfahren läuft, kann Wallner weiter kochen“, sagt Reinhard Zechner, Geschäftsführer der SIG.

Der 42-jährige Starkoch hat sich indes auch anderweitig umgesehen und wurde am gegenüberliegenden Ufer in Dellach, Gemeinde Maria Wörth, fündig: Dort baut der Salzburger Unternehmer Hermann Unterkofler den Lamplhof in ein Hotel um, stampft Appartementhäuser aus dem Boden – und direkt am See entsteht ein kleines Restaurant. „Südsee“ wird es heißen und Wallner wird es betreiben – die Frage ist nur: wann?

Das Areal am schmalen Uferband ist nämlich durch eine neue Mauer von der Süduferstraße getrennt. Diese wurde zwar nicht zu hoch gezogen, wie es jene von Milliardärin Ingrid Flick wenige Hundert Meter östlich noch bis 2017 war, aber sie enthält zu viele Beton- und zu wenig Holzelemente. „Es gibt Abweichungen von den eingereichten Bauplänen. Wir mussten einen Baustopp und einen Wiederherstellungsbescheid erlassen“, erklärt Maria Wörths Baureferent Robert Schmidhofer von der Bürgerliste. „Es gibt geringfügige Abweichungen, die waren aber aus statischen Gründen erforderlich. Nun wackelt die Eröffnung Mitte Juni“, ärgert sich Unterkofler. Man wolle nun mit der Gemeinde verhandeln.

50 Arbeitsplätze

Wallner versteht die Welt nicht mehr. „Ich will in der Südsee ein für den Wörthersee einzigartiges Konzept mit Gerichten, die sich jeder leisten kann, umsetzen und hänge jetzt in der Luft. Daran hängen zehn Arbeitsplätze“, ist der Haubenkoch empört. Im „Saag Ja“ sichere er 40 Ganzjahresarbeitsplätze. Wallner: „Es ist traurig, dass die Politik in dieser Causa kein Machtwort spricht.“

Kommentare