Ein Fürst für 100.000 Euro

Ein Fürst für 100.000 Euro
Titel gegen Cash: Ulrich Habsburg von Lothringen legt – augenzwinkernd – nach: Der Staat soll Adelstitel verkaufen können.

Der Vorschlag von Ulrich Habsburg-Lothringen, Adelstitel in Österreich wieder einzuführen (der KURIER berichtete), sorgt für Widerspruch aus den eigenen Reihen.

Die Grünen, die politische Heimat des Wolfsberger Gemeinderats, lehnen eine "skurrile Adelsdiskussion" aus grundsätzlichen Erwägungen ab. Eine Änderung des Adelsaufhebungsgesetzes aus 1919 komme nicht in Frage, erläutert Verfassungssprecherin Daniela Musiol.

Der Habsburg-Vorstoß berührt einen wunden Punkt. Denn nach wie vor gibt es den einen oder anderen in Österreich, der davon träumt, einen großen Namen zu tragen. Aber wie käme man den zu dem ersehnten "Durchlaucht", Herr Rechtsanwalt? Georg Rupprecht: "Abgesehen davon, dass in Österreich bekanntlich Adelstitel abgeschafft wurden und das sinnlos wäre, müsste man sich von einem Blaublut adoptieren lassen oder als Frau einen Adeligen heiraten. Das nannte man übrigens Morganatische Ehe." Diese "Ehe zur linken Hand" war in Adelskreisen allerdings äußerst verpönt.

Berühmtes Beispiel für eine Adoption: Hans Robert Lichtenberg wurde 1980 von Marie Auguste Prinzessin von Anhalt adoptiert, für eine monatliche Leibrente von 1000 Euro, seitdem heißt er Frédéric Prinz von Anhalt. Als ihresgleichen anerkannt haben ihn die alteingesessenen Adelsgeschlechter allerdings nicht. Der Mann von Zsa Zsa Gabor gilt vielen als Schandfleck seines Standes.

Adelig auf Zeit

Mit einem Augenzwinkern schlägt Ulrich Habsburg-Lothringen eine zweite Möglichkeit vor, wie man in Österreich "adelig" werden könnte: "Jeder könnte sich, ähnlich wie bei den Wunschkennzeichen der Autos, seinen Titel kaufen. Ein ,Fürst" würde, sagen wir, 100.000 Euro kosten, ein

gewöhnliches ,von" im Namen 5000 Euro. Das ganze wäre auf fünf Jahre limitiert und nicht vererbbar. Ich bin sicher, dass viele zuschlagen würden und es würde das Defizit der Republik entlasten."

Adelstitel einfach kaufen ist keine neue Idee. Bei eBay ersteigern oder als Schnäppchen via Gutschein-Plattform Groupon – das alles hat es schon gegeben. Auch Internetseiten mit klingenden Namen wie "Prestigious-Titles.com" bzw. "www.titelmacher.com" bieten den Verkauf von Adelstiteln an. Legal ist das nicht – der so erworbene "Titel" ist nichts als Schimäre oder ein Partygag. Er darf weder im Pass noch im Personalausweis geführt werden und ist gesetzlich nicht anerkannt, aber das steht im Kleingedruckten.

In Deutschland, wo die Adelsprädikate nie abgeschafft wurden, ortet Adelsexperte Ralf Seelmann-Eggebert dennoch wenig Bedarf: "In der Tat ist es bei uns so, dass dieses Kapitel auf glückliche Weise beendet ist. Das Thema ist bei uns wenig diskutiert, der ehemalige Adel ist gut in die bürgerliche Gesellschaft integriert." Was den Glanz des Adels ausmacht, weiß er nicht so genau. "Es gibt halt immer wieder Menschen, die sich mit Orden und Titeln schmücken wollen und deshalb durch Adoption einen Titel erwerben. Die Anhaltiner sind ja hier besonders betroffen. Der Anhalt hat ja auf diese Weise eine Filmschauspielerin erobert und dann sogar für Viagra Werbung gemacht."

Der letzte Ritter

Die letzte Standeserhebung (Nobilitierung) in Österreich galt einem Mitglied der letzten k.k. Regierung am letzten Tag ihrer Tätigkeit. Ing. Emil Homan Ritter von Hermiberg, Minister für öffentliche Arbeiten, wurde am 11. 11. 1918 in den Freiherrenstand erhoben. Am 3. April 1919 wurde von der Nationalversammlung die Aufhebung des Adels beschlossen. Und wie sieht’s anderswo aus? In England, beispielsweise, ist die Nobilitierung weiterhin üblich – in Verbindung mit einer Ordensverleihung erhebt die Queen, meist auf Initiative des Premierministers, ausgewählte Menschen in den Adelsstand. Auch – in seltenen Fällen – Ausländer. Der Titel dürfte in Österreich derzeit trotzdem nicht geführt werden.

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