Ein Blütenmeer beschert uns heuer einen trockenen Sommer

Ein Blütenmeer beschert uns heuer einen trockenen Sommer
Wetterprophet Horst Nöbl aus Saalfelden kennt die Signale der Natur

„Wir haben heuer ein gewaltiges Blühjahr“, ist Horst Nöbl fasziniert. Er gerät schnell einmal ins Schwärmen, wenn es um die fein abgestimmten Signale in der Natur geht. Zuhause in Saalfelden im Salzburger Pinzgau kennt er die Wetter-Entwicklung in den Nordalpen und weiß oft kleine Nuancen in der Pflanzen- und Tierwelt richtig zu deuten.

Er beobachtet das Wachstum der Königskerzen und anderer Wetter-Boten in der Flora, kennt Freud‘ und Leid der Imker und weiß, dass die Wetterentwicklung über die Jahre immer in Zyklen abläuft. Auf der eigenen Wetterstation liest er täglich die Daten ab: Am feuchten 24. Mai gab es beispielsweise stolze 25 Liter Niederschlag pro Quadratmeter.

Markant für den Sommer 2022: „Wir haben heuer kein Vollmast-, sondern ein Teilmastjahr, das heißt, es blühen nicht alle Bäume.“ Auf das Sommer-Wetter wirke sich das günstig aus: „Es gibt viel Schönwetter, aber keine extreme Trockenheit.“ Die Ursache für Blütenreichtum liege in der guten Nährstoffversorgung und reichlichen Niederschlägen im Vorjahr.

Hartes Jahr für Allergiker

Allergiker sind heuer besonders leidgeprüft, wenn aus Wald und Wiesen „gelbe Wolken“ nur so aufsteigen. Eine Fichte kann pro Tag bis zu 200 Liter Wasser verdunsten. Blühen Fichten, verdunsten sie kaum Wasser und dadurch regnet es weniger.

„Die Trockenheit gilt vor allem für das Flachland. Im Gebirge wird es mehr Gewitter geben“, so Nöbl. Wenn die Natur auch in seinem Garten so richtig sprießt und blüht, wie aktuell etwa der Schneeball oder die Marillen, zieht er seine Schlüsse für die kommende Saison.

Für Ende Juni sieht Nöbl eine erste Hitzewelle auf uns zukommen, die dann unterbrochen wird. Erst im August soll ein stabiler Hochsommer zurückkehren. Beruhigend in seiner Prognose: Naturkatastrophen mit extremen Hochwässern sind nicht zu erwarten. Wetterregel je nach Blühbeginn der Bäume: „Esche vor Eiche – große Bleiche.“ Was heißt: Es wird wohl kein verregneter Sommer.

Horst Nöbl behielt schon oft recht: Auch die warmen „Eisheiligen“, die heuer eher zu „Heißheiligen“ mutierten, sah er schon kommen. „Am schönsten war es Mitte des Monats zu den Eismännern“, so Nöbl. Auch das Verhalten der Bienen beobachtet er, selbst Imker, genau: Die fleißigen Insekten haben bei reicher Blüte vor allem in Schönwetter-Perioden im Juni kaum „Flug-Pausen“.

Langzeit-Beobachtung

Seit mehr als 50 Jahren führt er – noch in sorgfältiger Bleistift-Arbeit ganz ohne PC-Unterstützung – seine Aufzeichnungen, fertigt Wetterkurven und Grafiken an. Nöbl: „Das Wettergeschehen hat sich in einen sechsjährigen Rhythmus eingependelt.“ Die Klimaerwärmung habe die Rhythmen zuletzt ein wenig ausgedehnt. Auswirkungen sind in der Natur ablesbar.

Wenn auch Kritiker die Naturbeobachtung als Hokuspokus abtun: Seine Prognosen haben mittlerweile weit über die Heimatgemeinde Saalfelden hinaus Kultstatus erlangt. Nachzulesen auf:

www.saalfelden.at

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