Die Weiße Schifffahrt auf der Donau in Niederösterreich und im Grenzraum zu Oberösterreich trägt Trauer. Wenn am Samstag der kürzlich überraschend im 83. Lebensjahr verstorbene Unternehmer, Schiffseigner und Kapitän Fritz Leitner in Enns für immer verabschiedet wird, schließt sich auch ein Kapitel niederösterreichischer Donauschifffahrt.
Mit dem Tod ihres letzten Kapitäns wird nämlich auch die "Donauschiffahrt Ardagger“ (DSA) aufgelöst. Das vor allem im Strudengau sowie zwischen Grein und Linz mit ihren zwei Ausflugsschiffen MS Donaunixe und MS Maria aktiv gewesene Unternehmen soll nicht mehr weitergeführt werden.
Nach dem Aus der Brandner-Schifffahrt aus Wallsee vor genau einem Jahr gibt es am Donauabschnitt westlich von Melk keine fix verankerte Ausflugsschifffahrt mehr.
Landesausstellung
Gerade auch im Hinblick auf die im nächsten Jahr im Mostviertel stattfindende Landesausstellung ("Wunder Mensch – Seelische Gesundheit im Wandel der Zeit“ im Klinikgelände Mauer) wird das Ausflugsangebot auf der Donau fehlen. Bei früheren Landesschauen in NÖ und anderen folkloristischen Angeboten an der Moststraße war die "Donauschiffahrt Ardagger“ meist mit feinen Packages mit an Bord.
Die planmäßigen Rundfahrten, die vom Heimathafen Ardagger aus durch den Strudengau mit der Anlaufstelle Grein unternommen wurden, erlangten unter Kapitän Leitner Kultstatus. Vor allem, wenn mit dem Tischlermeister Max Damböck ein kongenialer Partner mit an Bord war. Dabei wurde über dramatische Schiffsfahrten der Kaiserin Sisi und Sagen über die Donaunixe im Strudengau erzählt und auch viel gescherzt.
Der heute 94-jährige Damböck war einer der Gründer der DSA, die Mitte der 1980er-Jahre das Motorschiff Maria von der damaligen DDSG erwarb. 1993 ließen die mutigen Mostviertler die Donaunixe als knapp 30 Meter langes Ausflugsschiff mit Platz für 160 Passagiere bauen. Drei Jahre später, rund um die Landesschau „1000 Jahre Ostarrichi“ 1996, wurde um 30 Millionen Schilling ein weiteres Schiff mit 400 Plätzen in Betrieb genommen. Aus wirtschaftlichen Gründen musste es aber bald wieder verkauft werden.
Als Hobby-Kapitän stieg 2006 der Ennser Elektrounternehmer Fritz Leitner in die ins Wanken geratene DSA ein. Er übernahm die Gesellschaft und die Schiffe, die er noch bis zum Herbst des Vorjahres selbst über die Donau manövrierte. Dass er im heurigen Frühjahr die Anker seiner geliebten Schiffe nicht mehr lichten wird können, dachte niemand.
Auflösung
"Sein Ableben kam überraschend. Ich selbst müsste eine dreijährige Kapitänsausbildung absolvieren, habe aber ganz andere berufliche Ziele“, bestätigt der Enkel des Kapitäns, Matthias Leitner, dass die Firma aufgelöst und die Schiffe verkauft werden. Nach der Aufarbeitung des Nachlasses dürfte die MS Donaunixe künftig am Traunsee in OÖ kreuzen.
"Das ist sicher eine Zäsur, die Donauschifffahrt Ardagger und Fritz Leitner werden uns fehlen“, bedauert Ardaggers Bürgermeister Johannes Pressl (ÖVP) das Aus der DSA. Es habe kurzzeitig Ideen für fortführende Projekte gegeben, diese seien aber aus wirtschaftlichen Überlegungen wieder verworfen worden. Pressl hofft, dass vielleicht neue Angebote das aufgerissene touristische Loch füllen.
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