Die Sonnensichel am Mittagshimmel

Astronomen kleben sich eine spezielle Folie auf die Teleskope. Interessierte müssen Spezialbrillen aufsetzen.
Am 20. März schiebt sich der Mond vor unseren Fixstern. Ein Astronom erklärt das Phänomen.

Der erste Höhepunkt im Himmelsjahr 2015 ist die partielle Sonnenfinsternis am 20. März. Ein Ereignis vergleichbaren Ausmaßes kann über dem europäischen Himmel erst wieder bei der partiellen Finsternis im Juli 2021 beobachtet werden. Deshalb rüsten Profi- und Hobbyastronomen ihre Teleskope und Kameras bereits mit speziellen Folien aus, um das Schauspiel in vollen Zügen genießen und ablichten zu können.

Obwohl der Mond aus österreichischer Sicht diesmal nicht gänzlich zwischen der Erde und ihrem Fixstern stehen wird, können auch Laien eine deutliche Abdeckung der Sonne erkennen. "Hierzulande wird der Bedeckungsgrad zirka 60 Prozent betragen", erklärt der Präsident der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie, Alexander Pikhard. Um 10.46 Uhr wird beispielsweise in der Bundeshauptstadt nur mehr eine Sichel der Sonne am Himmel zu sehen sein. Der Mond wird ab zirka 9.30 Uhr an der Sonne vorbeiwandern. Um die Mittagszeit ist das Himmelsphänomen dann wieder vorbei.

Die Sonnensichel am Mittagshimmel

Mehr Glück haben die Astronomie-Fans nur auf den Färöer Inseln und in Spitzbergen, wo die Finsternis in einem 500 Kilometer breiten Streifen für fast drei Minuten total sein wird.

Viele Mythen

Medienberichte über ein mögliches Blackout des Stromnetzes am Tag der Sonnenfinsternis, sind laut Astronom Pikhard nur "Horrormeldungen", die nicht ernst zu nehmen sind. "Das Ereignis ist vergleichbar, wie wenn ein dichtes Wolkenfeld die Sonne verdeckt. Es wird nicht schlagartig dunkel, schon gar nicht für die Dauer von mehreren Stunden."

Weil unsere Sonne in der Milchstraße eben nur zu etwa 60 Prozent verdeckt wird, warnt Alexander Pikhard eindringlich davor, ohne ausreichenden Augenschutz in den Himmel zu schauen: "Man muss auf jeden Fall eine Brille mit spezieller Folie tragen, sonst können schwere Schäden an den Augen entstehen. Wenn man Fotos schießen will, braucht man auf jeden Fall eine Folie aus dem Fachhandel." Dort gibt es auch die Brillen. Außerdem sind sie über zahlreiche Händler im Internet für relativ wenig Geld zu bekommen.

Gefährlich Hausmittel

Eigenkonstruktionen, um die Netzhaut vor der Sonne zu schützen, sind kein Ersatz für die Spezialbrillen: "Hausmittel, wie rußgeschwärzte Gläser , CD’s oder Filmstreifen, sind wirkungslos", so der Astronom, der aber einen Tipp für eine Alternative zur Brille bereit hat: "Man kann das Licht der Sonne durch ein kleines Loch in einer Kartonscheibe auf den Boden fallen lassen. In eini-gen Metern Entfernung entsteht so ein kleines, unscharfes Bild der Sonne, das die Finsternis aber doch recht deutlich zeigt."

Eine Sonnenfinsternis ist eigentlich kein sehr seltenes Ereignis. Im Schnitt geht es sich ungefähr jedes halbe Jahr aus, dass der Mond die Sonne irgendwo auf der Erde total oder eben nur teilweise verdeckt.

Eine totale Finsternis ist hingegen viel exklusiver: "Die letzte fand in Wien im Jahr 1842 statt, das nächste Mal ist es erst wieder 2227 so weit", erklärt Pikhard. Die Chance, das beeindruckende Phänomen zumindest teilweise zu beobachten, werden sich viele sicher nicht entgehen lassen.

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