Die „perversen Weiber“ vom Schwedenplatz

Otto Koenig und sein Lehrer am Wilhelminenberg.
Wie Otto Koenig beschloss, den Traum seines Lehrers Konrad Lorenz, ein Institut zu gründen, in die Tat umzusetzen und welche Rolle er beim Kampf um das Kraftwerk Hainburg spielte.

Die erste Begegnung von Koenig, damals 22, mit Konrad Lorenz datiert aus dem Jahr 1936. Koenig besuchte einen Kurs von Lorenz an der Wiener Urania, Thema: „Der Weg zur richtigen Tiergeschichte“. Beide hatten den selben Heimweg mit der Bahn, Lorenz beeindruckte den jungen Schulabbrecher mit seinen Erzählungen über Graugänse. Der Originalwortlaut, der sich am Perron der Stadtbahnstation Schwedenplatz abspielte, ist überliefert. Lorenz sagte sehr laut: „Leider habe ich lauter perverse Weiber daheim.“ Die Leute drehten sich kopfschüttelnd um. Gemeint waren die von Hand aufgezogenen und auf den Menschen geprägten Graugänse

Der spätere Nobelpreisträger Konrad Lorenz und andere Forscher unterstützten Koenig nach dem Krieg, man war bemüht, dem Idealisten Geld oder eine Anstellung zu verschaffen. Oftmals scheiterte die Unterstützung aber an der Persönlichkeit Koenigs, die ein britischer Biologe als „extrem dickköpfig und unkooperativ“ beschrieb. Koenig hatte aber auch unbekannte Schwächen, sagt sein Biograf Lukschanderl. Obwohl er acht verschiedene Fachrichtungen studierte, hatte er wegen extremer Prüfungsangst keinen Universitätsabschluss vorzuweisen, „wäre er hingegangen, hätte er die Prüfungen spielend geschafft“.

Verscherzt hat es sich Koenig mit den Biologen durch seine Ablehnung eines rein bewahrenden Naturschutzes. 1982 schrieb er: „Wir brauchen einen zeitgemäßen, dynamischen Naturschutz. Darum findet der Ökologe heute nicht mehr seinen wichtigsten Platz auf den Barrikaden als Streiter für die Verteidigung tradierter Romantik, sondern (...) im Führerhaus von Traktor und Bulldozer.“ Statt „zurück zur Natur“ lautete Koenigs Parole „vorwärts zum Natürlichen“. Um die globale Umweltkatastrophe abzuwenden sei es zu wenig, die letzten intakten Naturlandschaften zu bewahren, sondern dazu bräuchte es „Lebensräume aus zweiter Hand“, etwa naturnah gestaltete Stauseen und Retentionsbecken. Dass er „grundsätzlich positiv für den Bau von Hainburg“ stimmte, beendete die Freundschaft mit seinem Lehrer Lorenz. Der Bruch war bis zu beider Tod – 1989 starb Lorenz und 1992 ein „verbitterter“ Koenig (Lukschanderl) – nicht mehr zu kitten.

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