Sicherheit: Die Bahn drückt der Hemmschuh

Fünf Güterwaggons prallten im Vorjahr gegen eine Schnellbahn
Sicherheitsmaßnahme verhinderte nicht, dass Geisterzug losfuhr und in Hütteldorf Unfall auslöste.

Am 29. November 2016 gegen 18.15 Uhr forderte eine Zugskollision beim Bahnhof Wien-Hütteldorf zwei schwer und sechs leicht Verletzte. Fünf mit Rundholz beladene Güterwaggons hatten dabei einen Schnellbahnzug gerammt, der vor einem Haltesignal stillstand. Es war der dritte von insgesamt bereits fünf Geisterzug-Unfällen in den vergangenen zwei Jahren.

"Die Feststellung der Ursache ist auf Grund der noch nicht vollständig abgeschlossenen Sicherheitsuntersuchung derzeit noch offen", heißt es im Zwischenbericht des Verkehrsministeriums, der dem KURIER vorliegt. Allerdings spielt der Hemmschuh (eine Sperrmaßnahme direkt auf der Schiene) eine möglicherweise zentrale Rolle. Denn "die Wagen wurden mittels einem sperrbaren Hemmschuh und einer Handbremse gesichert" heißt es in dem Dokument. Abgestellt wurde der Zug knapp 18 Stunden vor dem Entrollen.

Hemmschuh weg

Fix ist, dass der Hemmschuh weggerissen wurde. Ein Foto zeigt, dass dieser in der Schiene fest angezogen war. Offenbar gab es auf dem Gleis zuvor Schubarbeiten, drei unbeladene Waggons waren abgekoppelt. Die fünf übrigen mit dem Holz setzten sich etwa eine halbe Stunde später in Bewegung. Dabei wurde eine Weiche aufgeschnitten, weshalb der Schnellbahnzug ein Stoppsignal bekam und anhalten konnte.

Unklar ist aber nun, ob die fünf Waggons nicht ausreichend gebremst waren oder ob der Hemmschuh doch nicht ausreichend ist. Bei den ÖBB geht man intern derzeit davon aus, dass es nicht am Hemmschuh lag. Auch der Bericht deutet eher darauf hin, denn bei Neigungen zwischen 2,5 und fünf Promille muss die Anzahl der Sicherungsmittel verdoppelt werden. Das heißt eben Hemmschuh plus einer Bremse. Das betroffene Gleis 217 fällt in diese Kategorie.

Geklärt werden muss nun, ob es kein weiteres Bremsmittel gab – oder ob der Hemmschuh eben doch keine perfekte Sicherheitsmaßnahme ist.

Nachdem die entsprechende Untersuchungsstelle im Zuge einer Affäre um geschönte Berichte zuletzt personell dezimiert wurde, kann dies noch etwas dauern. Die gesamte Schadenshöhe des Unfalls beträgt jedenfalls knapp 120.000 Euro.

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