Lebenswelt Aigen: Wo die Menschen lebenslang betreut werden

Lebenswelt Aigen: Wo die Menschen lebenslang betreut werden
Im Stadtteil Aigen hilft das evangelische Diakoniewerk engagierten, frustrierten, betagten, behinderten, dementen, chronisch und sterbenskranken Bewohnern.
Von Uwe Mauch

Schon in jüngeren Jahren könnte man mit dem Aigener Büro vom Bewohnerservice in Kontakt kommen. Diese zentrale Anlaufstelle befindet sich neben der Postfiliale in der Aigner Straße 78. Analog zur Gebietsbetreuung in Wien können hier Beschwerden deponiert, gerne auch eigene Ideen vorgetragen werden.

„Derzeit geht es auch bei uns häufig um das Thema leistbares Wohnen“, berichtet Barbara Wimmer-Stöllinger, die das Team vom Bewohnerservice leitet. Dauerbrenner ist auch die Frage, wo Angehörige betreut und gepflegt werden können. Und da kann die Beraterin, die im Auftrag der Stadt arbeitet und beim Diakoniewerk angestellt ist, doch einiges vorschlagen.

Der Stadtteil Aigen südöstlich der Altstadt, am rechten Ufer der Salzach, zählt mit seinen schönen Villen und großzügig angelegten Privathäusern zu den teureren Wohnvierteln in Österreich. Unabhängig vom kollektiven Wohlstand, der durch Immobilien und auch den Fuhrpark offen zur Schau gestellt wird, werden auch die Aigener und Aigenerinnen mit der Zeit allmählich älter.

Doch auch diesbezüglich sind sie nicht benachteiligt. Auf dem Weg durchs Leben können sie immer wieder dem Salzburger Diakoniewerk begegnen. Und das hilft, wo und wann der Schuh drückt.

In der „Lebenswelt“

Zu Fuß ist es vom Büro des Bewohnerservice nicht weit in die „Lebenswelt Aigen“. In der Siedlung mit ihren 173 Wohneinheiten, davon 36 für betreutes Wohnen, laden an diesem Nachmittag Bereichsleiterin Antje Kindler-Koch und die Wohnkoordinatorin Elisabeth Ringer die Nachbarn zur gemütlichen Jause.

Rund um den Tisch mit Kaffee, Tee und Kuchen im großzügig eingerichteten Gemeinschaftssaal sitzen vor allem ältere Semester. Man bespricht Probleme des Alltags und des Alters. Wer autark in einer Wohnung lebt und nur wenig externe Hilfe benötigt, kann diese im Erdgeschoß-Büro gleich ums Eck ohne lange Wartezeiten anfordern.

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„Diakonie mobil“

Stefan Grundtner, der die „Diakonie mobil“ leitet, hilft gerne. Er weiß sein Team (achtzig Hauskrankenpflegerinnen und Heimhelfer) bei 450 älteren Menschen aktuell im Einsatz. Allerdings sind seine mobilen Engel nicht nur hier in Aigen im Einsatz, sondern in der ganzen Stadt sowie im Tennengau.

Zuletzt sei die Warteliste in den Salzburger Senioren-Wohnhäusern deutlich länger geworden, erklärt Stefan Grundtner aus erster Hand: „Die Arbeit ist für mein Team daher herausfordernder geworden. Wir sehen mehr Einsamkeit und Demenz.“

Dass viele Mitarbeiter seit Langem für das Diakoniewerk arbeiten, ist ein Hinweis darauf, dass sie mit ihrer Arbeit zufrieden sind. Die Grundidee wird laut Grundtner täglich gelebt: „Sie kommen in die Wohnungen als Gäste, und sie sind dort sehr oft die einzige Ansprechperson.“

Ebenfalls im „Quartier“ des Diakoniewerks befindet sich das „Haus für Senioren“ mit einem ausgeklügelten Mix an sich ergänzenden Betreuungsangeboten.

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Im „Haus für Senioren“

Im Erdgeschoß leitet Demenzberater Ulrich Gsenger die Betreuung hilfebedürftiger Menschen, die hier ein bis maximal drei Mal pro Woche ihren Tag in Gesellschaft verbringen können. Dadurch werden auch ihre pflegenden Angehörigen entlastet.

Demenz ist auch in Aigen ein großes Thema, sagt Ulrich Gsenger, der in seinem Büro Familien berät und auch bei Vorträgen in Salzburg das öffentliche Bewusstsein für die Volkskrankheit mit den vielen Gesichtern schärfen möchte.

Um die sechzig Patienten sind in der Tagesbetreuung registriert. „Wir legen hier besonderen Wert auf soziale Interaktion und Spontanität“, so der Leiter der Einrichtung. „Es kann sein, dass jemand Tina Turner auflegt und dass dann alle tanzen.“ Gsengers größter Erfolg: „Wenn sie alle am Nachmittag merklich entspannt nach Hause fahren.“

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Unter demselben Dach sind auch die sechs großzügig ausgestatteten Hausgemeinschaften für die permanente Betreuung untergebracht. Sie dürfen sich in Salzburg eines guten Rufs erfreuen.

„Bei uns wird das Prinzip der Selbstbestimmung groß geschrieben“, betont Leiterin Karin Donnerbauer, während ein Zivildiener mit drei sympathischen Damen „Mensch ärgere Dich nicht“ spielt. „Das Leben soll in unserem Haus so normal wie möglich sein.“ In jeder Hausgemeinschaft wird zu Mittag frisch gekocht.

Eine Bewohnerin, die mit ihrem dementen Mann und ihrem Hund eine größere Wohneinheit beziehen konnte, sagt heute anerkennend: „Für uns ist das hier perfekt.“

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