Der Plan C(orona) in den Skiorten
Die Corona-Ampel leuchtet da grün, dort gelb, anderswo orange. Doch je näher die Wintersaison rückt, desto mehr Fragen haben potenzielle Skiurlauber – speziell aus dem Ausland – an die Tourismusbüros, Stichwort: Reisewarnungen.
Allerdings tun auch diese sich mit verbindlichen Antworten schwer. „Eigentlich ändert sich jeden Tag etwas“, sagt Gerald Kroschel vom Tourismusverband Nassfeld seufzend. „Planungssicherheit haben derzeit weder wir noch der Gast.“ Mario Siedler aus Obertauern drückt es plastischer aus: „Alles, was du heute planst und vorbereitest kannst du morgen schon in die Mülltonne werfen.“
Ischgl-Paznaun
Das zuletzt in Studien als „Covid-19-Ground-Zero“ bezeichnete Skigebiet in Ischgl verfügt über rund 240 Pistenkilometer, stolperte aber über seine Après-Ski-freudigen Gäste in die Corona-Falle. Trotz des abrupten Endes der Saison wurden 2019/’20 rund 2,5 Millionen Nächtigungen registriert.
Ischgl liegt im orangen Bezirk Landeck (hohes Risiko). In Tirol wurde die Sperrstunde auf 22 Uhr herabgesetzt, diese Zeit gilt auch an Hotelbars für Hausgäste. Deutschland und Belgien haben Reisewarnungen für Tirol ausgesprochen, Slowenien fordert einen negativen PCR-Test bei Rückreise oder Quarantäne. Ischgl startet am 26. November in die Saison. „Wir wissen, dass alle auf uns schauen werden“, betont Tourismus-Chef Andreas Steibl. „Aber wir wollen zeigen, wir haben aus der Situation gelernt, das passiert nie wieder.“ Er vermutet, dass Anfragen so knapp wie nie zuvor eintreffen werden. „Die Buchung wird in derselben Woche wie die Anreise sein, darauf müssen wir uns einstellen.“ Er warnt jedoch davor, mit Rabatten auf Gästefang zu gehen „Mit Preisschleudern dürfen wir gar nicht anfangen, das ist der falsche Weg.“
Nassfeld
Das Skigebiet hat 110 Pistenkilometer und liegt im Bezirk Hermagor. Der wechselte am Freitag auf Orange. Es gibt aber keine Reisewarnungen für Kärnten, die Sperrstunde liegt bei ein Uhr früh. Es gäbe derzeit natürlich weniger Buchungen, aber dennoch sei die Nachfrage „überraschend gut“, betont Gerald Kroschel vom Tourismusverband. „Aber es hat sich schon im Sommer gezeigt, das die Gäste abwartend und kurzfristig buchen.“ Offizieller Start in die Saison ist am 4. Dezember.
Obertauern
Das Skigebiet auf rund 1.700 Meter Seehöhe ist regional eine Besonderheit es liegt in zwei Bezirken und somit gelten vorerst auch zwei Ampelfarben. St. Johann im Pongau ist gelb, der Lungau aber grün. Was das bedeutet, ist unklar. Das Skigebiet mit 100 Pistenkilometern hatte in der Vorjahressaison 1,1 Millionen Übernachtungen. Es gilt keine Reisewarnung für Salzburg, aber vorerst die Sperrstunde von 22 Uhr. Ausnahmen gibt es für Gäste in den hoteleigenen Restaurants und Bars. „Aber natürlich macht man sich Sorgen und intensive Gedanken über die Saison“, gesteht Tourismuschef Mario Siedler. „Wir bereiten uns auf das Schlimmste vor und hoffen das Beste. Aber wir verfallen auch nicht in Panik.“ Saisonstart ist am 19. November. Eine deutsche Reisewarnung würde Obertauern wehtun, die Hälfte der Urlaubsgäste kommt aus Deutschland.
St. Anton am Arlberg
Das Skigebiet verfügt über 305 Pistenkilometer allein bei den Abfahrten. Wie Ischgl liegt es im orangen Bezirk Landeck, auch hier gilt die frühere Sperrstunde von 22 Uhr. Der Saisonstart ist für 4. Dezember vorgesehen. Zusätzlich zu den bundesweiten Vorgaben setzen die Touristiker am Arlberg auf Abwassermonitoring, das als Teil eines Covid-19-Frühwarnsystems installiert wurde. „Sollten
die Behörden das Contact Tracing nicht verpflichtend vorschreiben, streben wir dennoch flächendeckenden Einsatz dieses Tools an“, hieß es seitens des Tourismusverbandes. „Speziell in Hütten, Restaurants, Bars, Freizeiteinrichtungen und im Handel.“
Schladming-Dachstein
Die Region mit 230 Pistenkilometern liegt im Bezirk Liezen, der derzeit Gelb leuchtet. In der Steiermark gilt die bundesweite Sperrstunden-Regelung mit 1 Uhr früh, Reisewarnungen gibt es zwar nicht, dennoch sind sie spürbar. „Der Gast entscheidet weniger nach Bundesland, sondern nach Gesamtland“, begründet Mathias Schattleitner, Chef von Schladming-Dachstein-Tourismus. 65 Prozent der Wintertouristen kommen aus dem Ausland, das Gros aus Deutschland. „Das Setting heuer ist herausfordernd, wir arbeiten an vielen Szenarien, vielen Konzepten.“ Die Region stelle sich auf sehr kurzfristige Buchungen ein, aber: „Wir können nur hoffen, dass die Ampel in Deutschland wieder auf Grün springt. Sonst ist der Winter nicht mehr zu retten.“
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