Der Fall Friedrich Felzmann: 714 Tage ohne Gewissheit
Unter den 43 meistgesuchten Flüchtigen Europas befinden sich zwei Österreicher:
Und Friedrich Felzmann. Diese beiden Männer sind auch „Austria’s most wanted persons“, die meistgesuchten Verdächtigen des Bundeskriminalamtes.
Als 68 Jahre alt, 174 Zentimeter groß, blaue Augen, schlanke Statur weist Europol den Steirer Felzmann auf ihrer Homepage aus. Gesucht wegen mutmaßlichen Doppelmordes und schwerer Körperverletzung seit exakt 714 Tagen.
Spuren zu seinem Verbleib? Keine, trotz 5000 Euro Belohnung für Hinweise. Das ist die höchste je für einen mutmaßlichen Verbrecher ausgelobte Summe in der Zweiten Republik.
Am 29. Oktober sind es zwei Jahre, dass Felzmann das beschauliche Dorfidyll Stiwolls, einer Gemeinde weit am westlichesten Zipfels des Bezirks Graz-Umgebung, jäh unterbrach: Er soll seine Nachbarn Heidi H., 55, und Gerhard E., 64, mit einem Gewehr erschossen haben. Eine weitere Nachbarin überlebte die Schüsse aus dem ersten Stock schwer verletzt.
Nur der Wagen blieb
Dramatische und bange Stunden, Tage und Wochen folgten für die Bewohner von Stiwoll, anstrengende für die Polizisten. Denn Felzmann tauchte unter. Bloß sein weißer Kastenwagen wurde einen Tag nach dem mutmaßlichen Doppelmord in einem Waldstück entdeckt, er war versperrt.
Hunderte Polizeibeamte waren im Einsatz, um den Ort zu schützen und nach Felzmann abzuklopfen. Doch weder die Suche mit Spürhunden in den verzweigten Wäldern rund um den Ort oder die Arbeit der Zielfahnder im Ausland brachten Erfolg. Felzmann blieb verschwunden. Insgesamt kostete der Polizeieinsatz 3,5 Millionen Euro, die Beamten waren samt Überstunden 85.600 Stunden im Dienst.
Weder auf seinen Konten noch bei den spärlich gesäten Freunden, die der als verschroben bekannte Steirer hatte, gab es irgendeine
Bewegung oder Meldung. Deshalb gingen die Beamten der für drei Monate installierten Sonderkommission relativ rasch zur Theorie über, dass der Verdächtige längst tot sein könnte.
Aber Gewissheit dafür gibt es keine. Weder für die Stiwoller noch für die Kriminalisten. Oberst René Kornberger, der die „Soko Friedrich“ leitete, umschrieb diesen Zustand einmal so: „Es wurlt in einem. Man will ja als Ermittler auch die Gewissheit haben, über den genauen Tatablauf, was er seither gemacht hat und wie.“
Falscher Alarm
An die 300 Tipps bekam die Sonderkommission, auch nach deren Auflösung tröpfelten noch Hinweise ein. Kurzfristig stieg der Pulsschlag der Fahnder im Dezember 2018: Ein Gast eines Hamburger Hotels vermeinte, Friedrich Felzmann im Haus gesehen zu haben. Drei Stunden dauerte der Großeinsatz von Spezialkräften in der Nähe des Hamburger Hauptbahnhofes, ehe sich herausstellte: Es war falscher Alarm.
Friedrich Felzmann bleibt ein Phantom.
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