Das "Naserl" im Berufsalltag

Drogen die wach und vermeintlich fit halten, liegen hierzulande im Trend.

Schon John F. Kennedy und Marilyn Monroe sollen einst der leistungssteigernden Wirkung der Droge Crystal Meth (Methamphetamin) verfallen sein. Von den schillernden Persönlichkeiten der 60er-Jahre, hat es die Droge bis nach Österreich geschafft: Der Trend geht seit einigen Jahren hin zu Suchtmitteln, die dem Konsumenten vermeintlich problemlos durch den Alltag helfen sollen. "Crystal Meth kann für einen begrenzten Zeitraum geistige Klarheit vermitteln und es lässt sich damit auch große Müdigkeit überwinden", erklärt der Beauftragte für Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien, Hans Haltmayer.

Unbemerkt berauscht

Der Phase der Euphorie folgen laut dem Experten später Freudlosigkeit und depressive Symptome. Um diese Erscheinungen zu vermeiden, wird schließlich mehr Crystal Meth geraucht, gespritzt oder durch die Nase gezogen.

"Fotos die man aus Anti-Drogen-Kampagnen aus den USA kennt, zeigen nicht die Realität hierzulande. Diese Menschen haben schlechte Zähne und sind verwahrlost, weil sie aufgrund von Haft, schlechten sozialen Lebensumständen und fehlender Krankenversicherung keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben", erklärt Haltmayer. Nimmt man Crystal episodisch, ein bis zwei Mal pro Woche, bleibt der Drogenmissbrauch oft Jahre lange im Verborgenen. Vor allem im Gastgewerbe sowie an Unis oder Schulen wird die Droge laut Experten konsumiert, um Müdigkeit zu vermeiden oder das Lernen zu erleichtern.

Unbemerkt gehandelt

Für die Polizei wird es immer schwieriger, Crystal Meth aus Österreich fernzuhalten. Laut Suchtmittel-Bericht 2015 wurden im Vorjahr lediglich knapp drei Kilo sichergestellt – das entspricht nur der Hälfte der Menge aus dem Jahr 2013. Danach folgt allerdings die ernüchternde Erklärung: Weil die Droge in Labors in Tschechien und der Slowakei hergestellt wird, ist es für Konsumenten einfach, oft und unbemerkt "einkaufen" zu fahren und kleinere Mengen zu besorgen.

In Österreich wurden vergangenes Jahr sechs Labors ausgehoben, erst am Freitag hatten die Fahnder in Salzburg einen Erfolg: Ein 44-jähriger Abhängiger wurde bei der Herstellung von Crystal Meth in seiner Giftküche ertappt und Rohstoffe wie Hustenmittel, Feuerzeugbenzin und Salzsäure sichergestellt. Auch er gab an, die Droge bis ins Jahr 2012 in Tschechien gekauft zu haben.

Neben Crystal sind das Amphetamin "Speed" sowie Kokain weitere Konstanten in der Suchtmittel-Szene. Im Vergleich zu hochwertigem Kokain ist Crystal relativ günstig, kostet pro Gramm mit 80 Euro nur zirka halb so viel. Die "Hochburg" des Crystal-Konsums ist seit Jahren Oberösterreich. Durch die Nähe zu den tschechischen Labors wurden dort 2015 mit 491 Fällen, mehr als doppelt so viele Anzeigen erstattet wie in Wien.

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