„Das ist Jahrhundert-Trockenheit“

Braune, verbrannte Erde auf den Almen wie im Tal: Hier können die Tiere kein Futter mehr finden
Notverkäufe von Vieh im Bezirk Murtal / Direkte Hilfe aus Katastrophenfonds gefordert

Notverkäufe wegen der Dürre drohen nicht mehr, sie sind bereits traurige und besorgniserregende Realität. Besonders betroffen sind Landwirte in Aichfeld im steirischen Bezirk Murtal. „Wir erleben eine Jahrhundert-Trockenheit“, weist Matthias Kranz, Obmann der Landwirtschaftskammer Knittelfeld, auf die prekäre Situation hin: „Viele Tiere mussten bereits von den Almen wieder ins Tal getrieben werden, Wasserquellen versiegen.“

Karl Egger, 42, Bergbauer aus St. Marein bei Knittelfeld, hat sein Vieh bereits von zwei Almen abgetrieben und schon sieben seiner 80 Kühe verkaufen müssen: „Uns fehlt einfach das Futter. Der erste Schnitt war noch in Ordnung, aber dann kam nichts mehr.“ Gerade habe er zwei Sattelzüge mit 17.000 Kilo Heu anliefern lassen: „Ich werde noch einmal so viel brauchen.“

„Das ist Jahrhundert-Trockenheit“
August 2013: Muss schon Vieh verkaufen: Karl Egger, Bergbauer in St. Marein bei Knittelfeld (li.) mit Nachbarn

Denn der 42-Jährige wollte noch weitere Tiere verkaufen, aber: „Die sind jetzt trächtig und daran ist niemand interessiert. Auch die Händler halten das Futter eher zurück, weil dann der Preis steigt.“ Und wenn derzeit mehr Rindfleisch durch Notverkäufe auf den Markt komme, könne der Bauer auch nicht mehr den entsprechenden Preis für seine Tiere erreichen.

5000 Rinder abstoßen

Auch Matthias Kranz ist Rinderbauer: „Wenn das so weiter geht, trocknet das Aichfeld aus.“ Er habe mit älteren Bewohnern gesprochen: „Die haben so eine Situation auch noch nie erlebt.“

Denn von 25. Juni bis Mitte August habe es in einigen Ortschaften überhaupt nicht geregnet und dort, wo Niederschlag fiel, war er nur punktuell auszumachen. „Im Bezirk Murtal von Stadl an der Mur bis Leoben gibt es rund 3000 Betriebe mit etwa 50.000 Tieren; zehn Prozent der Kühe müssen abgestoßen werden“, rechnet Kranz vor. Und bis eine Kuh wieder für die Milchproduktion einsetzbar sei, vergingen drei Jahre, in denen der Bauer aus dieser Sparte kein Einkommen erzielen könne.

Die „Futtermittelzukaufaktion“ des Landwirtschaftsministeriums bewertet Kranz als positiv, aber: „Das Geld wird nicht gleich rückerstattet, die Bauern müssen die entsprechenden Rechnungen aufbewahren. Wir würden aber dringend eine Entschädigung aus dem Katastrophenfonds, berechnet pro Stück Vieh, brauchen.“

Dem stimmt Egger zu: „Ein direkter Zuschuss wäre eine große Hilfe, denn auf die Refundierung des Futterzukaufs muss man bis zu einem Jahr warten. Bei schneller Hilfe könnten die Bauer eher ihre Tiere behalten.“

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