Staatsanwaltschaft ermittelt in Fall um Mürztaler Pflegeheim
Nach zahlreichen Coronavirus-Infektionen und dem Einrücken des Bundesheeres in einem Pflegeheim in St. Lorenzen im Mürztal hat nun die Aufklärung der Ursachen begonnen: Die Staatsanwaltschaft Leoben hat Ermittlungen wegen Vernachlässigung und Gefährdung von Personen mit übertragbaren Krankheiten eingeleitet. Der Betreiber, der Arbeitersamariterbund Steiermark, will bei der Aufklärung helfen und hat die Pflegedienstleiterin gekündigt, hieß es am Mittwoch.
Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Leoben, Andreas Riedler, bestätigte am Mittwoch Medienberichte, wonach eine Sachverhaltsdarstellung der Bezirkshauptmannschaft Bruck-Mürzzuschlag bezüglich der Zustände in dem obersteirischen Pflegeheim eingelangt ist. Unter Verdacht stehen Verantwortliche des Pflegeheims. Riedler sagte zur APA, dass ein Anfangsverdacht bestehe und daher das Landeskriminalamt mit Ermittlungen betraut werde.
Dank an Bundesheer
Peter Scherling, Geschäftsführer der Seniorenkompetenzzentren des Arbeitersamariterbundes, der auch das betroffene Heim betreibt, kündigte am Mittwoch an, bei der Aufklärung der Ursachen für den Covid-Ausbruch mitzuhelfen. Die Mitarbeiter sollen "so rasch wie möglich" wieder vom Bundesheer die Aufgaben übernehmen. Er betonte, dass man bisher immer sehr gut mit dem Land Steiermark zusammengearbeitet habe und er bedankte sich beim Bundesheer für den raschen Einsatz und die Hilfe. Der Arbeitersamariterbund Steiermark führt insgesamt acht Heime, von denen seinen Angaben zufolge vier völlig frei von Covid-19 sind. In den anderen Heimen - bis auf St. Lorenzen - habe man "die Lage im Griff".
Die steirische Pflege- und Patientenombudsfrau Michaela Wlattnig betonte indessen, dass es in St. Lorenzen "um eine sachliche Prüfung zur Klärung und Sicherung der Bedürfnisse der Betroffenen und Angehörigen" gehe. Sie sei in ständigem engen Kontakt mit allen involvierten Stellen, eine lückenlose Aufklärung sei unabdingbar.
Laut steirischen Medien haben in dem Heim teils chaotische Zustände geherrscht. So habe offenbar erst das Heer eine räumliche Trennung zwischen den Nichtinfizierten und den Coronavirus-positiven Heimbewohnern eingerichtet. Die Verpflegung der Heimbewohner werde weiter über den Arbeitersamariterbund abgewickelt.
FPÖ will U-Kommission
Die Pflege-Sprecherin der FPÖ im steirischen Landtag, Helga Kügerl, will eine genaue Untersuchung der Zustände. "Die Missstände in Pflegeheimen erfordern eine unabhängige Untersuchungskommission", meinte die Mandatarin. Die jüngsten Vorfälle im Mürztaler Pflegeheim stünden sinnbildlich für Problemstellungen hinsichtlich des Schutzes der älteren Bevölkerung in der aktuellen Pandemie. Eine externe Untersuchungskommission sollte die Situation um die getroffenen Coronavirus-Schutzmaßnahmen in steirischen Pflegeheimen aufarbeiten.
Reinhard Hundsmüller, Bundesgeschäftsführer des Arbeitersamariterbunds Österreich, stellte in einer Aussendung klar, dass es sich bei dem Fall St. Lorenzen, das zur Gruppe Graz gehört, um eine eigenständige Gruppe handle, auf die der Bundesverband keinen Einfluss habe. "Im Tannenhof ist jetzt genau das geschehen, was alle Betreiber von Pflegeeinrichtungen in ganz Österreich seit Beginn der Corona-Pandemie gefürchtet haben", meinte er. "Die Gruppe Graz hat die Senioreneinrichtungen mit viel Herz geleitet, es herrscht dort eine familiäre und vertraute Stimmung. Zu den Vorwürfen, dass Hygienemaßnahmen nicht penibel eingehalten wurden, können wir keine Stellungnahme abgeben, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt", so Hundsmüller.
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