Rückblick auf Corona: Als die Maske den Alltag bestimmte

Kunden und Kassierin an Supermarktkasse
Am 24. Juli 2020 wurde nach kurzer Pause die Maskenpflicht ausgedehnt, MNS und FFP2 blieben bis zu drei Jahre – verwirrende Regeln inklusive.

"Es beginnt wieder zu brodeln", merkte der damalige Gesundheitsminister Rudolf Anschober an, als die türkis-grüne Bundesregierung ein wenige Quadratzentimeter großes Stückchen Stoff erneut in den Mittelpunkt rückte: Vor exakt fünf Jahren, am 24. Juli, einem Freitag, kehrte die Maske wieder großflächig zurück in den Alltag – und blieb für rund zwei Jahre allgegenwärtiger Begleiter; in Wien sogar noch länger.

Ab diesem 24. Juli durfte nämlich auch im Lebensmittelhandel nur noch einkaufen, wer Mund und Nase bedeckte.

Weshalb die breite Maskenpflicht nötig wurde

Die Österreicherinnen und Österreicher kannten das zwar schon: Seit 20. März 2020 war dies vom Handel bis zur Gastronomie – so diese nicht in einem Lockdown ohnedies geschlossen war – unumgänglich.

Doch im ersten Sommer seit Ausbruch der Corona-Pandemie war die von vielen so ungeliebte Maske beim Einkaufen von Wurst oder Mineralwasser gerade erst obsolet geworden: Nur fünf Wochen zuvor, am 15. Juni, hatte Türkis-Grün die Maskenpflicht auf öffentliche Verkehrsmittel, den Gesundheitssektor sowie körpernahe Dienstleister wie Friseure zurückgeschraubt.

Nur noch 20 bis 30 Neuinfektionen wurden Anfang Juni 2020 täglich gezählt, das reichte für diese Lockerungen. Und Anschober gab sich nicht nur zuversichtlich, sondern sogar „sehr optimistisch“, dass es zu keiner zweiten Corona-Welle im Land kommen würde.

Erkrankungen stiegen an

Fünf Wochen später "brodelte" es dann aber bereits wieder: Auch bedingt durch die Urlaubssaison stiegen die Neuinfektionen sprunghaft an, Anfang Juli sind wieder mehr als 1.000 Menschen tatsächlich an Covid erkrankt – das gab es in jenem Jahr zuletzt im Mai.

Also kamen die Masken mit der am 22. Juli 2020 erlassenen achten Covid-19-Novelle – gerade einmal eine Seite lang – wieder verpflichtend zurück in den Supermarkt, und blieben bis Mitte 2022. In einigen Bereichen wie in Spitälern oder Apotheken hatten sie die Politik trotz sinkender Infektionszahlen im Frühsommer 2020 erst gar nicht aufgegeben.

Skurrile Regelwerke

Im Rückblick betrachtet wurden genau hier, an diesem 24. Juli 2020, die zuweilen skurrilen Corona-Regelwerke geboren, die bis zum offiziell deklarierten Ende der Pandemie Mitte 2023 so manchen Menschen ratlos zurückließen und die Spaltung in der Gesellschaft während der Pandemie befeuerten.

Das fing bereits bei der Wiedereinführung der weiten Maskenpflicht ab 24. Juli an. Nicht alle Handelsbereiche waren betroffen: So galt sie im Supermarkt und beim Bäcker, in der Bankfiliale und im Tankstellenshop – nicht aber in der Trafik oder im Kleidungsgeschäft.

Diese Lokalitäten gehörten für die Bundesregierung nicht zu jenen, die man zwingend betreten müsse. Da nachgelegt wurde Wochen später, ab 14. September galt auch in diesem Bereich Maskenpflicht.

Dafür wurde dann aber in der neuen Verordnung gleich breit nachgeschärft: Maskenpflicht im Museum und in Schulen außerhalb des Klassenzimmer, im Hallenbad auf dem Weg zum Schwimmbecken und in der Garderobe. Beim Friseur blieb die Maske oben, nur beim Rasieren durfte sie zwangsläufig weg.

Stoff hat ausgedient

Mit 25. Jänner 2021 hat dann das Sinnbild der Pandemie, die bunten, oft selbst genähten Stoffmasken, ausgedient. Sie waren nicht mehr erlaubt, FFP2-Masken wurden zum Standard. Sie gibt es auch heute noch zu kaufen, wenn auch nicht mehr in Supermärkten, die höchstens noch Restbestände feilbieten, sondern in Apotheken.

Die nicht immer ganz leicht durchschaubaren, wenn auch gut gemeinten, Verordnungen wuchsen im Lauf der Pandemie an, das dokumentieren allein schon Beispiele aus Mai 2021:

  • Gäste im Lokal durften die Maske am Sitzplatz ablegen – mussten sie aber wieder aufsetzen, wenn sie zur Toilette gingen.
  • Wer mit "haushaltfremden Personen" im Pkw unterwegs war, musste Maske tragen – und sei es auch die eigene Mutter auf dem Beifahrersitz, die der Lenker zuvor in deren Wohnung besucht hatte.

Die Masken aus China

In der Notwendigkeit, Millionen Menschen mit Masken versorgen zu müssen, witterte so mancher auch ein Geschäft. Der Skandal um Hygiene Austria, die mit Masken aus österreichischer Produktion warb und doch Material aus China vertrieben haben soll, beschäftigte Politik wie Medien.

Ende Juni 2022 endete die weitgehende Maskenpflicht in Österreich, ausgenommen waren Gesundheitsbereiche – und freilich auch das gallische Dorf namens Wien, wo in U-Bahn, Straßenbahn, Bus und Zug auch nach den bundesweiten Lockerungen weiterhin Masken getragen werden mussten.

Wie viele Strafen gab es?

Wien kehrte erst am 1. März 2023 zur Normalität nach Corona zurück. In der Bundeshauptstadt mussten übrigens im gesamten Zeitraum der Maskenpflicht rund 28.000 Menschen, die ohne Maske in Öffis erwischt wurden, Strafe zahlen: 1,4 Millionen Euro kamen da zusammen.

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