Öffentliche Aufrufe gibt es in Zeiten von Corona regelmäßig. Sie werden von den Behörden immer dann eingesetzt, wenn das Contacttracing an seine Grenzen stößt. Etwa weil mögliche Kontaktpersonen durch Befragungen von Infizierten alleine nicht mehr ausfindig gemacht werden können.
Vergangene Woche wurden etwa Gäste eines Gasthofes, die sich in der Nähe des Salatbuffets befunden haben, vom Land OÖ aufgefordert, ihren Gesundheitszustand zu überprüfen. Vor ein paar Wochen in Tirol Gäste, die im Keller eines Innsbrucker Lokals ihre Zeit verbrachten.
Das Informationsbedürfnis von möglichen Betroffenen ist groß. Das gilt insbesondere, wenn es wie zuletzt Coronafälle in Urlaubsregionen betrifft. Umso mehr sorgte es aber für Verwunderung, dass etwa in Kärnten jene Lokale nicht genannt werden, die eine nach ihrem Urlaub in Velden positiv getestete Vorarlbergerin besucht hat.
Informationskette
Bisher ist nur bekannt, dass sie im Casino zu Besuch war. Hier gab es an andere Gäste einen entsprechenden Aufruf. Laut Landespressedienst Kärnten gäbe es bis dato deswegen keine weiteren betroffenen Lokale, da keine Angaben vorliegen.
Im Falle des Clusters in St. Wolfgang gab das Land OÖ nach den ersten Fällen unter Praktikanten bekannt, wo sich diese aufhielten. Hotspots schienen die Lokale „13er Haus“ und „W3“ zu sein.
„Gleich nachdem wir uns mit den Behörden abgesprochen hatten, informierten wir die Hotels“, schildert Hans Wieser, Geschäftsführer des Salzkammergut Tourismus, die Informationskette. Diese hätten wiederum die Gäste informiert. Auch Dominik Erbele vom „Hotel Peter“ – in dem einer der ersten Fälle auftrat – schilderte bereits vergangene Woche, unmittelbar danach seine Gäste informiert zu haben – auch jene, die bereits abgereist waren.
Kritik von Urlauber
Ganz so reibungslos hat es Markus Senn, der zu diesem Zeitpunkt in St. Wolfgang urlaubte, jedoch nicht erlebt: „Der Umgang mit den Mitarbeitern funktionierte sehr gut und professionell. Die Touristen ließ man jedoch dumm sterben“, schildert er seine Erfahrungen.
Nur wenige Hotels und Lokale hätten die Gäste über die aktuellen Entwicklungen per Aushängen informiert. Er war somit auf das Internet angewiesen. „Für mich war das kein Problem. Es gibt aber auch Menschen, die nicht so internet-affin sind“, sagt Senn.
Infizierte: Mit Stand Montagnachmittag zählt das Land Oberösterreich 79 Infizierte – und damit eine Person mehr als am Vortag – zum St.-Wolfgang-Cluster
Schließungen: Hotels und Lokale wurden in St. Wolfgang behördlich nicht geschlossen. Dennoch entschieden sich die Lokale „13er Haus“ und „W3“ freiwillig, bis 9. August ihren Betrieb einzustellen
Sperrstunde: Bis 9. August gilt eine vorverlegte Sperrstunde von 23 Uhr
So las er etwa, dass im Hotel gegenüber ein Covid-19-Fall aufgetreten ist. Die Leute seien dennoch ohne Mund-Nasenschutz-Maske dort ein- und ausgegangen. „Eigenverantwortung ist nur durch transparente Information möglich. Oft ist es nicht Dummheit, sondern Unwissenheit“, sagt Senn.
So sei das Hotel, in dem er nächtigte, trotz einem positiven Fall drei Tage lang nicht auf der Liste des Landes gestanden.
Einheitliche Regelung fehlt
Bleibt die Frage, wann Behörden verpflichtet sind, Gäste von Hotels oder Lokalen über öffentliche Aufrufe, darüber zu informieren, dass ein Mitarbeiter oder ein anderer Gast positiv auf Covid-19 getestet wurde.
Vom Gesundheitsministerium heißt es auf KURIER-Anfrage: „Die Entscheidung über die konkret im Anlassfall zu setzenden Maßnahmen obliegt immer den Gesundheitsbehörden an Ort und Stelle. Das betrifft auch allenfalls die Bekanntgabe von Lokalnamen oder benützten Verkehrsmitteln.“ Eine einheitliche Regelung fehlt somit.
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