Concierge Alexa schweigt am Wörthersee

Concierge Alexa schweigt am Wörthersee
Sprachassistent sollte als Concierge fungieren / Amazon legt Europapremiere auf Eis

Ein Graupapagei ahmt in London Sprachbefehle von Alexa nach und geht so bei Amazon auf Shoppingtour.

In Schleswig-Holstein stürmt die Polizei eine leer stehende Wohnung, weil sich die Sprachassistenz-Box selbstständig gemacht und laute Musik abgespielt hat.

Ein US-TV-Bericht über eine mit Pannen behaftete Puppenhaus-Bestellung bei Alexa aktiviert in vielen Wohnungen die elektronischen Assistenten und lässt sie tatsächlich in Massen Puppenhäuser ordern.

Wie diese Beispiele zeigen, sorgten skurrile Vorfälle rund um den Sprachassistent Alexa von Amazon bereits weltweit für Schlagzeilen. Offenbar fürchtet der Konzern nun weitere Fehltritte der Wundermaschine und hat einen europäischen Premieren-Testlauf im Tourismus auf Eis gelegt.

Innovativ ist das Pilotprojekt, das 800.000 Euro kostet, vom Bund subventioniert wird und auf drei Jahre ausgelegt ist: Das Produkt von Amazon Echo soll in Gästezimmern von Hotels und Pensionen rund um den Wörthersee aufgestellt werden und dort nicht nur Sportergebnisse vorlesen, über das Wetter informieren oder Musikwünsche erfüllen, sondern gezielt auf Urlauberwünsche eingehen. Gleich einer Concierge möge Alexa über Partyhotspots, das ideale Restaurant, die Speisekarte des gebuchten Hotels, einsame Seezugänge oder die angesagteste Veranstaltung informieren, lautet der Plan. Gemeinsam mit Amazon wurde ein Prototyp entwickelt, der laut Auskunft der Touristiker mehr als 400 detaillierte Urlauberfragen beantworten kann.

Konzern war kooperativ

„Die Unterstützung von Amazon war für die Umsetzung des Vorhabens gegeben, die Software steht, wir können jederzeit loslegen“, sagt Roland Sint, Geschäftsführer des Wörthersee Tourismus. Da viele Hoteliers Interesse am Pilotprojekt zeigten, wurden 800 Alexas geordert. „Doch plötzlich gab Amazon keine Freigabe für die Lieferung. Das Thema müsse vorerst pausieren, hieß es“, berichtet Sint. Er bleibt am Ball. „Wir haken nun alle zwei Wochen nach, aber das Projekt ist in der Warteschlange.“

Eine KURIER-Anfrage an Amazon zu den Gründen blieb vom Konzern unbeantwortet. Sint erhielt von der Zentrale gleich zwei Begründungen: In Sachen Umsetzung fürchte man, dass Amazon-Standards nicht erfüllt würden. Außerdem könnte der Datenschutz der Urlauber Probleme bereiten, hieß es. Bevor man in Europa ein Tourismus-Projekt dieser Art unterstütze, teste man aktuell ein Business-to-Business-Programm in Las Vegas.

Den Touristikern in Kärnten sind indes die Hände gebunden. „Wir könnten Alexa nur in Haushaltsmengen – also zwölf Stück – kaufen, hätten aber unterschiedliche Clouds und Zugänge. Sinn macht nur ein Großabnehmervertrag mit Unterstützung von Amazon, um hunderte Geräte zusammenzuschließen und die gesamte Region einbinden zu können. Möglicherweise will Amazon im Alleingang ein ähnliches Projekt entwickeln“, mutmaßt Sint.

Zukunft des Tourismus

Auch die Hoteliers sind verwundert, dass Amazon das Vorhaben verzögert. „Mich überrascht, dass eine Diskussion über die Datennutzung losgetreten wurde. Ich sehe Alexa als Zukunft des Tourismus, der Gast will rasch zu wichtigen Detail-Infos kommen“, meint Wolfgang Haas, Geschäftsführer des Werzer’s in Pörtschach. Er hat 60 Echo-Geräte geordert und hält diese Bestellung aufrecht.

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