Cardcasinos: Poker um Gold und Lizenzen

Cardcasinos: Poker um Gold und Lizenzen
Cardcasinos müssen im Dezember zusperren. Noch werben sie mit Lockangeboten um Spieler.

Ein Kilogramm pures Gold. Dieser Gewinn im Wert von rund 35.000 Euro wartet derzeit im Montesino in Wien auf einen Pokerspieler. Der Glückliche braucht dafür nicht einmal sonderlich bei den täglichen Turnieren glänzen, er muss dafür vor allem genügend Sitzfleisch beweisen. Denn der Preis kann nur von demjenigen gewonnen werden, der bis Jahresende zumindest eine gewisse Anzahl an Stunden gesammelt hat. Laut Homepage soll das Finale Ende Jänner 2020 über die Bühne gehen.

Der Traum vom Gold – die gewiefte Marketing-Aktion wird vermutlich Viele an die Tische im Gasometer locken.

Doch die Aktion hat in der Poker-Szene auch Skepsis hervorgerufen. Denn geht es nach dem Glücksspielgesetz, darf ab 1. Jänner 2020 nur noch in Spielbanken (wie den Casinos Austria) gepokert werden. Lizenzen für private Pokersalons soll es nicht mehr geben. Ein Spieler wittert deshalb Täuschung und hat sich an die St. Pöltner Rechtsanwältin Andrea Schmidt gewandt. „Ich werde den Fall prüfen“, sagt sie im Gespräch mit dem KURIER.

Peter Zanoni, Betreiber des Montesinos und rund eines Dutzend weiterer Concord Card Casinos (CCC) in Österreich, hält dagegen. „Auszahlungen werden natürlich auch im Jänner 2020 möglich sein.“

Novelle

Der Hintergrund der Causa ist jedenfalls so spannend und komplex wie das Spiel selbst: Denn früher galt Poker nicht als Glücksspiel (siehe Zusatzgeschichte). Anbieter brauchten deshalb nur eine Gewerbeberechtigung.

Dem Finanzministerium war diese Regelung aber schon lange ein Dorn im Auge, immer wieder wurde an dem Gesetz herumgefeilt. Zuerst verfolgte man die Idee, eine eigene Pokerlizenz zu schaffen, doch im Jahr 2010 wurde dieser Plan wieder verworfen. Vier Jahre später kam es schließlich doch noch zu einer Novelle im Glücksspielgesetz, die das Aus für private Poker-Anbieter bedeutet. Allerdings wurde eine Übergangsfrist gewährt, die mit Jahresende 2019 ausläuft.

Für die rund 400.000 Pokerspieler in Österreich heißt das, dass sie künftig nur noch im Internet oder in den konzessionierten Spielbanken ihrer Leidenschaft nachgehen können. Nach aktuellem Stand wird damit wohl nur die Casinos-Austria-Gruppe als einziger Anbieter übrig bleiben.

Arbeitsplätze

Zanoni wehrt sich gegen diese Regelung seit Jahren. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass dieses Gesetz so nicht umgesetzt wird“, sagt er. Es geht um viel: Denn alleine mit den Pokercasinos in Zanonis Reich sind nach eigenen Angaben mehr als 600 Arbeitsplätze verbunden. „Ich kann mir einfach nicht vorstellen“, sagt Zanoni, „dass die Regierung so viele Arbeitsplätze vernichten will.“

Immer wieder wird auch über die Möglichkeit diskutiert, die Übergangsfrist nochmals zu verlängern. Im Finanzministerium hält man davon aber nichts. „Eine nochmalige Erstreckung der diesbezüglichen Übergangsbestimmung würde eine Änderung der Rechtsgrundlage erfordern. Dies ist aus unserer Sicht nicht geplant“, heißt es dazu aus dem Ministerium.

Zudem wird betont, dass das Glücksspielgesetz vorsieht, nicht Konzessionen für das Pokern allein zu erteilen, sondern dass es nur Spielbankenkonzessionen im Gesamten gebe. Deshalb könne sich jeder, der Kriterien erfüllt, auch bewerben, so ein Sprecher des Ministers. Aktuell sei noch keine diesbezügliche Ausschreibung geplant.

Untersuchungen: Braucht es Können oder nur Glück?

Es ist eine Diskussion, die schon lange geführt wird: Handelt es sich bei Poker um ein Glücks- oder ein Geschicklichkeitsspiel? Poker-Millionär Phil Ivey, einer der berühmtesten seiner Zunft, hat auf diese Frage einmal wie folgt geantwortet: „Treten Sie einfach gegen mich an!“

Unter anderem hat sich die  Universität Hamburg mit diesem Thema auseinandergesetzt. „Unstrittig ist, dass beim Pokerspiel – im Gegensatz zu reinen Glücksspielen wie dem Roulette – auch die Geschicklichkeit eine Rolle spielt. Es handelt sich also um ein Mischspiel. Die Schwierigkeit besteht in der Messung, ob der Zufall oder die Geschicklichkeit überwiegt“, heißt es in einer Analyse. Die Experten kommen bei dieser empirischen Messung zum Schluss, „dass es sich beim Poker eher um ein Geschicklichkeitsspiel als um ein Glücksspiel handelt“. Jedoch sei dieses Ergebnis sehr stark abhängig von der Stichprobe.

Am Ende bleibe es eine politische Frage, in welche Kategorie das Spiel mit den Karten einzuordnen sei. „Für den Gesetzgeber sollte bei der Entscheidung zur Regulierung von Spielen ohnehin nicht entscheidend sein, ob das Spielergebnis vom Glück oder vom Geschick abhängt, sondern vielmehr, ob das Spiel sozialschädlich ist“, heißt es. Denn Pokern kann natürlich auch zur Sucht werden. Es habe ein sehr hohes Suchtpotenzial, betonen Experten. 

„Es handelt sich um ein Glücksspiel, bei dem Sieg oder Niederlage in sehr schneller Abfolge erfolgen, insbesondere im Internet. Hinzu kommt, dass tatsächliche sowie wahrgenommene Spielkompetenz eine Rolle spielt: Da sie nicht nur auf Glück beruhen, werden Erfolgserlebnisse intensiver wahrgenommen, was wiederum die Bindung an das Spiel festigt“, sagt etwa Psychologe Gerhard Meyer zum Magazin „Beobachter“.

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