BVT-neu: Das sind die drei neuen Chefs im Verfassungsschutz
Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) ist der etwas sperrige Name für den neuen österreichischen Verfassungsschutz, der am 1. Dezember offiziell seinen Dienst aufnehmen soll. Doch bereits Anfang Oktober sollen die Positionen de facto bezogen werden, um eine reibungslose Übergabe zu ermöglichen.
Immerhin jeder vierte Verfassungsschützer muss die Behörde verlassen, weil so viele Beamte sich weigerten, eine Sicherheits-Überprüfung über sich ergehen zu lassen.
Mit Spannung war in den vergangenen Monaten erwartet worden, wer die Leitung des neuen Verfassungsschutzes übernehmen wird. Wie vom KURIER berichtet, soll es einen Direktor geben und unter ihm zwei Stellvertreter, die aber für zwei vollkommen unterschiedliche Bereiche zuständig sind.
Einer soll die Ermittlungen übernehmen, das ist de facto der bisher vom Staatsschutz übernommene Bereich. Der zweite Vize-Direktor soll hingegen eine neue Analyse-Abteilung aufbauen. Dieser Bereich ist in Österreich Neuland im polizeilichen Bereich und man benötigt Schützenhilfe vom Bundesheer oder aus dem Ausland.
Haijawi-Pirchner wird Direktor
Immerhin vierzehn Personen bewarben sich laut KURIER-Informationen um die drei Spitzenfunktionen, sechs davon wollten Direktor werden. Unter den Bewerbern war auch der frühere BVT-Chef Gert-Rene Polli. Am Ende des Auswahlverfahrens setzte sich der Favorit Omar Haijawi-Pirchner durch.
Der Leiter des niederösterreichischen Landeskriminalamts war im Innenministerium für die Erstellung eines neuen Konzepts für den Verfassungsschutz involviert und zog auch bei den Ermittlungen rund um den Terror-Anschlag in Wien im Hintergrund einige Fäden. Der 41-jährige Haijawi-Pirchner wurde von vielen innerhalb des Sicherheitsapparates als der geeignetste Mann für den heiklen Job angesehen.
Erster Stellvertreter des Niederösterreichers wird nach Informationen des KURIER der Steirer Michael Lohnegger. Er leitete zuletzt die Ermittlungsgruppe 2. November, die den Terroranschlag in Wien untersuchte. Zuvor machte er innerhalb der steirischen Landeskriminalamts Karriere und wurde erst 2019 zum Oberstleutnant ernannt. Er wird die Ermittlungs-Agenden im neuen Verfassungsschutz übernehmen.
In der Öffentlichkeit eher unbekannt ist hingegen David Blum, der den nachrichtendienstlichen Bereich samt Analyse neu aufbauen muss. Der gebürtige Braunauer, 37, absolvierte die Höhere technische Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe mit Schwerpunkt Fremdsprachen und Wirtschaft. In der Ferienzeit jobbte er als Kellner in verschiedenen Gastronomiebetrieben und leistete seinen Zivildienst bei der Entwicklungshilfeorganisation Care Österreich. Laut eigenen Angaben ist er auch Mitbegründer der Fußball-Plattform www.goleador.cc.
Blum ist seit dem Jahr 2008 für das Innenministerium tätig. Im Jahr 2010 reichte er auf der Fakultät für Sozialwissenschaften der Universität Wien seine 119 Seiten starke Diplomarbeit mit dem Titel „Die sozial-psychologischen Aspekte des neuen Terrorismus“ ein und schloss das Studium der Politikwissenschaften mit dem Titel Magister ab. Blum war stellvertretender Leiter der strategischen Analyse im BVT. Außerdem war er als Referatsleiter für Prävention zuständig für Extremismusprävention und Deradikalisierung.
Blum erhielt 2017 den österreichischen Sicherheitspreis, der vom Kuratorium Sicheres Österreich (KSÖ) gestiftet wird. Zuletzt war er im Bundeskanzleramt am Ballhausplatz im Bereich Integrationskoordination tätig. Er spricht fließend Englisch und Französisch.
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