Verteidigungsminister Klug bezeichnet die Bedrohungslage am Schiff als "realistisches Szenario".
21.10.15, 12:41
Terroristen kapern ein Passagierschiff an der Donau Marina in Wien, nehmen die Besatzung als Geisel, haben eine "Schmutzige Bombe" bei sich. Das war heute, Mittwoch, die Übungsannahme des Jagdkommandos. Im Zuge der Ausbildung "Sonderlage" wurde die Befreiung von Geiseln geprobt. Mittels fünf Hubschraubern und zweier Schlauchbooten gingen die Soldaten an Bord und überwältigten die Terroristen.
"Das ist ein realistisches Szenario, eine Bedrohungslage mit der der Staat auch rechnen muss", sagte Verteidigungsminister Gerald Klug (Bild). Das "professionelle Zusammenwirken der Spezialeinsatzkräfte - Jagdkommando, ABC-Abwehrgruppe und Luftstreitkräfte", beeindruckte den SPÖ-Minister. "Nur was wir in Friedenszeiten üben kann im Einsatz auch gekonnt werden", betonte Klug.
Die Ausgangslage der Übung waren terroristische Anschläge im gesamten Bundesgebiet. Die Gefahrenzone durch die Schadstoffwolke der "Dirty Bomb" auf der gekaperten MS Admiral Tegetthoff betrug bis zu zwei Kilometer. Das Jagdkommando kam im Wege einer sicherheitspolizeilichen Assistenz zum Einsatz, Geiselbefreiungen in Österreich sind grundsätzlich dem Einsatzkommando Cobra vorbehalten. Um das gezeigte Szenario erfolgreich zu bewältigen sei jedoch zurzeit nur das Bundesheer mit seinen Fähigkeiten in der Lage.
Zwei Wellen
Der Angriff des Jagdkommandos erfolgte dann in zwei Wellen, erläuterte Kommandant Rudolf Weissenbacher. Zwei wendige kleine Hubschrauber positionierten sich mit Präzisionsschützen. Von zwei Transporthubschraubern wurden Soldaten auf das Oberdeck des fahrenden Schiffes abgeseilt, gleichzeitig brachten zwei Speed-Schlauchboote Einsatzkräfte seitlich an das Schiff. Der Gegner wurde erst lokalisiert und dann neutralisiert, erläuterte Weissenbacher. Nachdem die Terroristen überwältigt wurden, rückten fünf Soldaten der ABC-Abwehrtruppe aus und entschärften die Bombe.
Derartige Schiffslagen übe man bereits seit Jahren. Die Spezialeinsatzkräfte wurden "wie in einem Konzert zusammengeführt, ich durfte das dirigieren, das hat wunderbar funktioniert", resümierte Jagdkommando-Chef Weissenbacher. Erst am Dienstag wurde ein Gender-Sprachleitfaden des österreichischen Bundesheers präsentiert. Am Tag darauf waren rund 80 Soldaten an der Übung beteiligt - und als einzige Soldatin laut Weissenbacher eine Psychologin in Zivil.
Der Sparkurs im Bundesheer wirke sich nach Angaben des Kommandanten nicht auf das Jagdkommando aus. "Sparmaßnahmen sind bei uns so nicht sichtbar dass es uns einschränken würde", sagte er. "Es ist auch heuer möglich, rund 4,2 Millionen Euro in spezielle Ausrüstung des Jagdkommandos zu investieren", betonte Klug. "Die Österreicher werden sich auch in Zukunft auf ihre Armee verlassen können", sagte der Verteidigungsminister.
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