Boden mit Blei vergiftet: 70 Bewohner betroffen

Boden mit Blei vergiftet:  70 Bewohner betroffen
Kontaminierung auf 15.000 Quadratmetern in der Steiermark nachgewiesen; Pflanzen sollen nicht gegessen werden.

In der Ortschaft Schrems in der Gemeinde Frohnleiten (Bezirk Graz-Umgebung) hat die steirische Umweltabteilung eine starke Verunreinigung mit Schwermetallen festgestellt. Vor allem die Bleikonzentration sei sehr hoch, hieß es am Freitagabend in einer Aussendung des Landes. Betroffen sind rund 15.000 Quadratmeter Fläche. Die Einwohner wurden am Freitag informiert.

Die Österreichische Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) wurde mit der Erstellung eines Gutachtens beauftragt. Laut dieser Expertise würde der Verzehr der untersuchten Pflanzenproben ein gesundheitliches Risiko darstellen. Die 70 Bewohner sollen vorerst kein selbst gezogenes Gemüse essen. Auch Wasser aus den Hausbrunnen soll nicht konsumiert werden. Zur Erhebung etwaiger gesundheitlicher Belastungen werden Amtsärzte zur Verfügung stehen.

Feucht wischen

Hans-Peter Hutter, Experte bei Risikoabschätzungen und Forschungen zu gesundheitlichen Auswirkungen von Umwelteinflüssen, von der Medizinischen Universität Wien rät außerdem, nun häufiger feucht aufzuwischen, damit sich kein Staub von außen ablagert. Dieser könne sonst insbesondere von Kindern, die am Boden krabbeln und häufig ihre Hände in den Mund nehmen, aufgenommen werden.

Was die Konsequenzen der Bleiaufnahme sind, hängt laut Hutter davon ab, wie stark die Bleikonzentration ist und wie viel davon über welchen Zeitraum aufgenommen wurde. Es hänge auch davon ab, was und wie viel davon gegessen wurde. Durch Blattsalat beispielsweise könne mehr Blei aufgenommen worden sein als durch Obst. Die Blutdaten der Betroffenen könnten mit Referenzdaten von der nicht-belasteten Bevölkerung verglichen werden, um abzuschätzen, was die Folgen sind.

Blei im Boden

Nervensystem

„Wenn eine chronische Toxizität vorliegt, gibt es drei empfindliche Organsysteme, die vordergründig betroffen sind: Das Nervensystem, die Nieren und das Herz-Kreislauf-System“, sagt Hutter. Insbesondere das Nervensystem von Kindern reagiere empfindlich auf Blei. „Blei kann Probleme hinsichtlich der geistigen Leistungsfähigkeit, der Intelligenz und der Aufmerksamkeit verursachen“, fährt der Experte fort. Bei Nieren kann es zu Funktionseinschränkungen kommen. Das Herz-Kreislauf-System kann etwa durch erhöhten Blutdruck betroffen sein. „Das Wichtigste ist, die Aufnahme von Blei sofort zu stoppen“.

Auf dem betroffenen Areal befand sich einst ein Bergbaubetrieb, der Ende des 19. Jahrhunderts aufgelassen worden ist. Die Bodenproben wurden bei routinemäßigen Untersuchungen gezogen. In den kommenden Wochen sollen weitere Proben entnommen werden, auch das Grundwasser wird genauer untersucht. Wie und bis wann das Problem gelöst werden kann, stand vorerst nicht fest.

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