Blutkonserven fehlen: Aber nicht jede(r) darf spenden

FEATURE: BLUTSPENDEZENTRALE
Warum zwei Frauen zwischen 60 und 70 als Erstspender nicht Blutspenden durften. Und warum immer noch Blutspender gebraucht werden

Drastisch waren die Appelle aus der Blutspendezentrale in den vergangenen Tagen und Wochen, selbst Bundes- und Vizekanzler haben zum Blutspenden aufgerufen. Leere Lager, drohender Mangel bei der Versorgung – immerhin werden täglich rund 1.000 Blutkonserven benötigt – machten dem Österreichischen Roten Kreuz Sorgen. Der Aufruf hat gewirkt: Laut Rotem Kreuz ist der Bedarf vorerst gedeckt.

Vorerst. Denn die Versorgung ist noch nicht über den ganzen Sommer gesichert. Deshalb ist das Rote Kreuz weiterhin auf sie Spender-Solidarität angewiesen: „Da Blutkonserven maximal 42 Tage haltbar sind, sind wir weiterhin kontinuierlich auf Blutspenden angewiesen.

Wir bitten also alle, die bis jetzt keine Zeit gehabt haben oder keine Aktion nutzen konnten, in den nächsten Wochen zur Blutspende zu kommen. Die Urlaubssaison hat erst begonnen, der Bedarf an Blut macht keine Sommerpause.“

Operationen werden nachgeholt

Warum gerade jetzt ein Bedarf besteht? Vor dem Sommer sei die Spendenbereitschaft aufgrund von Urlauben und stärkerer Freizeitaktivitäten generell geringer, die Pandemie habe zusätzlich viele Menschen vom Spenden abgehalten. Und: Viele in der Pandemie verschobene Operationen werden jetzt nachgeholt.

Über 60 und abgelehnt

Obwohl der Bedarf an Blut so hoch ist, darf nicht jeder und nicht jede spenden. Exemplarisch zwei Beispiele: Angela Rupprecht wollte „nach Ende meiner Berufstätigkeit, und derzeit in guter Gesundheit, erstmals Blutspenden“. Sie ist knapp über 60 und wurde aus Altersgründen abgewiesen.

Ebenso Sabine Heitkamp. Die rüstige 67-Jährige war in ihrer früheren Firma Baxter Blutspenden, wollte wegen des Aufrufs nun zur guten Tat schreiten. Auch hier: Fehlanzeige. „Sehr schade, ich bin komplett gesund und wollte nur helfen.“

Schutz der Spender

Ursula Kreil, Leiterin der Abnahme der Blutspendezentrale für Wien, NÖ und Burgenland, versteht den Ärger von Spenderinnen und Spendern, die wegen der Altersgrenzen nicht spenden dürfen, aber „es muss diese Grenzen zum Schutz der Spender geben. Die Altersgrenzen sind eine rein medizinische Entscheidung, die dem Schutz der Spender dienen.“

Diese Entscheidungen würden, so Kreil, immer für eine ganze Gruppe getroffen, Einzelfallentscheidungen würden den Rahmen sprengen. Und bei Erstspendern sei das Alter niedriger, weil man bei Mehrfachspendern schon wisse, wie sie auf die Spende reagiert hätten.

Und es sei wichtiger, jene 97 Prozent der Bevölkerung anzusprechen, die noch nie spenden waren, als die Kriterien beim Spenderschutz aufzuweichen, so Kreil.

Die Altersfrage

Generell gilt:  Personen ab dem 18. und bis zum 70. Geburtstag dürfen Blut spenden, Erstspender nur bis zum 60. Geburtstag. 
Körpergewicht: Mindestens 50 Kilo. Frauen dürfen vier- bis fünfmal pro Jahr, Männer bis zu sechsmal pro Jahr Blut spenden. Der Mindestabstand zwischen zwei Vollblutspenden muss acht Wochen betragen.


Wann darf man nicht Blutspenden?

Mit einer Fieberblase, einer Erkältung oder  Grippeerkrankung, ebenso bei Vorliegen von  Allergien oder  kurz nach Operationen (auch beim  Zahnarzt). Viele Medikamente (z. B. Antibiotika, Thrombose),  Impfungen oder Auslandsaufenthalte in Tropen- & Malaria-Gebieten sind ein Ausschlussgrund, auch Erkrankungen (Herz-Kreislauf, Diabetes, Hepatitis, Krebs), Schwangerschaft & Stillzeit,  Piercing & Tattoos oder eine kürzlich erfolgte Endoskopie.


Eine Regelung wird ab September geändert: Bisher war es homosexuellen Männern nicht erlaubt, Blutspenden zu gehen. Ab Herbst gilt die Regel: Wer innerhalb von drei Monaten vor der Blutspende mit drei unterschiedlichen Personen Sex hatte, ist ausgeschlossen – geschlechtsunabhängig.


222.295 Personen haben im Vorjahr Blut gespendet. Das sind nur 3 Prozent all jener, die Blutspenden dürfen. Weitere Informationen: www.gibdeinbestes.at, neu übrigens mit einem Erinnerungsservice.  

 

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