Villacher Lärmstreit: Blätterrascheln und nicht lauter

Verzerrtes Bild: Günther Albel und Harald Sobe vor dem leeren „Dinzlpark“
In Villacher Park sollen Lärmpegel festgeschrieben werden: 35 Dezibel als "Schnitt".

Streitende Ehepaare, kreischende Kinder, Beats aus der Stereoanlage. Oft wird viel Lärm um viel Lärm gemacht und Nachbarn treffen sich vor Gericht. Aber es geht auch skurriler: Ein Anwalt hat Unterlassungsklage gegen die Stadt Villach eingereicht und fordert, dass der durchschnittliche Lärmpegel in einem städtischen Park mit 35 Dezibel, die Lärmspitze mit 55 Dezibel festgeschrieben wird. Der erste Wert entspricht dem Geraschel von Baum-Blättern, der zweite der Lautstärke eines normalen Gesprächs.

Zwei Jahre lang tobt der Zwist um angebliche Lärmbelästigungen, die vom "Dinzlpark" im Herzen Villachs ausgehen. Dort stehen vier Fußballtore auf einer Grünfläche, lädt ein Hockeyplatz zur sportlichen Betätigung. Von einem "Spielplatz" kann nicht die Rede sein, dazu fehlen die erforderlichen Geräte. Mitunter wird es laut, fühlen sich Anrainer in ihrer Ruhe gestört. Sämtliche Versuche, einen Konsens zwischen der Stadt als Eigentümer des Parks und den Nachbarn zu finden, scheiterten. Der Grazer Anwalt Franz Unterasinger, der schon beim Klagenfurter Fußballstadion Anrainerwünsche erstritten hat, wurde konsultiert.

Unterlassungsklage

"Ich habe beim Landesgericht Klagenfurt eine Unterlassungsklage gegen die Stadt Villach eingebracht", erklärt er. Damit will er erwirken, dass im Park die durchschnittliche Dauerlärmbelastung über mehrere Tage mit 35 Dezibel begrenzt wird. Weiters sollen Spitzen von 55 Dezibel, die nie überschritten werden dürfen, in einer Parkordnung festgeschrieben werden.

Zur Illustration: 35 Dezibel entsprechen dem Geräusch eines Zimmerventilators, 40 Dezibel werden in einer Bibliothek erreicht. Und 55 Dezibel gleichen der Geräuschkulisse eines Radios in Zimmerlautstärke. Unterasinger widerspricht: "55 Dezibel sind wie Türenkleschen. Das ist in einem Wohngebiet nicht zu tolerieren."

Villachs Bürgermeister Günther Albel (SPÖ) findet die Forderung des Anwalts "nur bedingt witzig. Vor Gericht und auf Hoher See ist leider alles möglich – auch wenn wir glauben, die besseren Argumente zu haben. Ein Urteil im Sinne der geforderten Dezibelbegrenzungen hätte Auswirkungen auf ganz Österreich." Kinderlachen dürfe nicht verboten werden.

Stadt geht in Offensive

Die Anrainer fühlen sich durch Albels Aussagen zusätzlich provoziert. "Kinderlachen vermissen wir hier sogar. Es kommen ja nur semiprofessionelle Fußballmannschaften, die für Krawall sorgen, mit ihren Fans in den Park", betont Anrainerin Waltraud Branz-Sallay. Michael Oehlwein, der ebenfalls von Unterasinger vertreten wird, stößt sich an einem Bild, das Albel an alle Medienvertreter verschicken ließ und ihn mit Parteikollegen, Planungsreferent Harald Sobe, vor dem leeren Park zeigt: "Damit sollen die Medien instrumentalisiert werden. In Wahrheit geht es im Park zu wie bei den Gesetzlosen. Hier gelten keine Regeln."

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