Zumindest bis 2024 bleibt die Neutorgasse für den Kfz-Verkehr gesperrt. Nicht das einzige Zugeständnis an mehr öffentlichen Verkehr: Im Zuge weiterer Umbauarbeiten etwa am Jakominiplatz, der Öffi-Drehscheibe, verengen sich auch dreispurige Fahrbahnen auf nur eine Fahrspur.
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Staus an der neuralgischen Stelle sind an der Tagesordnung, betroffene Innenstadtkaufleute vom Friseur bis zum Gastwirt klagen über Umsatzeinbußen von bis zu 70 Prozent: Sogar Lkw mit Lieferungen könnten nicht zufahren, Kunden nicht mit dem Pkw halten. Auch Laufkundschaft weiche aus.
Klagerufe, die die Politik gehört hat. Vor Kurzem ging der erste "Unternehmerstammtisch Innenstadtentlastung“ über die Bühne, bei dem Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) weitere 200.000 Euro an Unterstützung für die Kaufleute zusagte. 3.000 Euro wären das für T.O. Stoffe der Familie Unger pro Jahr, rechnet Peter Unger vor, der Maximalbetrag.
Ein Zusatzproblem
"Seitens der Politik sollte man mehr helfen, die Zeit zu überbrücken", mahnt er, sonst bekäme Graz "in der Innenstadt ein Problem", da vielleicht nicht alle Kaufleute die Durststrecke durchhalten können: "Wir haben Angestellte im Geschäft, die eine tolle Arbeit machen. Aber die Umsätze sind hinunter gegangen, schon seit Corona ist die Kaufkraft gesunken. Die Baustelle ist ein Zusatzproblem."
Im Rathaus selbst ist sich die Politik zudem auch nicht einig: Da die Koalition aus KPÖ, Grünen und SPÖ, dort der ÖVP-Wirtschaftsstadtrat Günter Riegler, der einen eigenen "Fünf-Punkte-Plan" mit Mietkostenzuschuss und Investitionsförderungen vorsieht – millionenschwer und kaum zu dem laufenden Budget zu stemmen.
Neutor- und Belgiergasse sind aber nicht die einzigen Baustellen der Stadt(Politik) – Wirbel gibt es auch um Parkplätze: Die Koalition hat sich Verkehrsberuhigung und Neuverteilung des öffentliches hin zu mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger vorgenommen, das geht auf Kosten von Pkw-Stellflächen.
Im Uni-Viertel wurde kürzlich die Zinzendorfgasse zu einer Begegnungszone umgestaltet, etwa 30 Parkplätze sind weg, dafür stehen dort Sitzmöbel und Pflanzentröge. In der Heinrichstraße, einer Ausfahrtstraße Richtung Osten, dürften an die 50 Stellplätze wegfallen, hier wird gerade gebaut. Dafür werden dort Radstreifen eingerichtet. Sie werden blau gestrichen wie jene in der Petersgasse, für die ebenfalls eine Radwegoffensive bevorsteht – samt Baustellen für die Umsetzung.
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