Bevölkerung soll über Zukunft der Kalk-Deponie befragt werden

Wohin mit den 150.000 Tonnen Blaukalk aus Brückl?
Verschiedene Varianten liegen auf dem Tisch. Zementwerk w&p hat die besten Karten.

150.000 Tonnen mit Hexachlorbenzol (HCB) belasteten Kalks lagern aktuell bei der Donau Chemie in Brückl. Die Entsorgung dieser tickenden Zeitbombe wurde gestoppt, indem das Land Kärnten der Firma "w&p" im Zuge des Umweltskandals die Schlüsselnummer entzogen hat. Wie es mit der Deponie weiter gehen soll, war am Donnerstag Thema eines HCB-Gipfels in Klagenfurt. Über ihre Zukunft entscheiden werden letztlich die Görtschitztaler selbst.

Donau Chemie, das Zementwerk, Kommunalkredit, Umweltbundesamt, Global 2000, Greenpeace sowie politische Vertreter diskutierten die verschiedenen Möglichkeiten, um eine der gefährlichsten Deponien Österreichs zu sanieren.

Folgende Varianten wurden diskutiert:

Görtschitztal Am wahrscheinlichsten scheint derzeit jene Möglichkeit, die lange als undenkbar galt: die neuerliche Verbrennung in Klein St. Paul. "w&p" wolle eine "Gläserne Fabrik" errichten, erklärte das Unternehmen gestern. Eine Anlage zur Reduzierung der Quecksilber-Emission um drei Millionen Euro wurde bereits installiert, eine thermische Nachverbrennung um 15 Millionen Euro soll folgen. Ob die Bevölkerung Vertrauen zu einem Unternehmen finden kann, das Blaukalk an falscher Stelle und bei zu geringer Temperatur eingebracht hat, ist fraglich.

Anderes Zementwerk Wopfing in Niederösterreich ist technisch in der Lage, den Kalkschlamm zu verbrennen, will das heiße Eisen jedoch nicht anfassen. Auch Kirchdorf in Oberösterreich wurde als Ersatz genannt.

Neuausschreibung Aktuell besteht ein Vertrag zwischen Donau Chemie und "w&p" zur Blaukalk-Verbrennung. Die Möglichkeit zur Verwertung des Kalkschlamms könnte neu ausgeschrieben werden. Das Procedere würde mindestens drei Jahre in Anspruch nehmen. "Unternehmen, die sich übergangen fühlen, könnten Einspruch erheben – dann dauert es noch länger", gibt Greenpeace-Chemiker Herwig Schuster zu bedenken.

Endlager Der Transport des Blaukalks in ein "Endlager", wo die Umwelt nicht belastet wird, wurde andiskutiert. "Aber wir können das Problem nicht unseren Enkerln hinterlassen", sagt Umweltlandesrat Rolf Holub.

Beibehaltung des Status quo: Eine weitere Lagerung vor Ort wurde ebenfalls ins Auge gefasst. "Die schlechteste Variante. Grundwasser und Luft werden weiter mit Schadstoffen belastet", rät Helmut Burtscher von Global 2000 ab.

"Wenn alle Fakten auf dem Tisch liegen werden wir die Entscheidung über die Zukunft den Görtschitztalern überlassen. Es wird zu einer Volksabstimmung kommen", teilt Holub mit.

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