Beschleunigte Unfall-Bus der Wiener Linien von selbst?
Linienbusse, die sich selbstständig machen. Der Albtraum jedes Fahrgastes, der Albtraum jedes Buslenkers. Bei Bussen der Wiener Linien soll das in den vergangenen Jahren immer wieder vorgekommen sein. Busse, die beschleunigen, obwohl niemand das Gaspedal betätigt, und die sich auch nicht mehr bremsen lassen.
Das gehe, behauptet jedenfalls der pensionierte Busfahrer und Personalvertreter Herbert Weidenauer, aus einer Vielzahl an dokumentierten Fällen hervor.
Fälle, bei denen zumeist nichts passiert ist. Die Wiener Linien haben das bislang pauschal zurückgewiesen und bleiben dabei: „Bei keinem einzigen Fall ist ein technischer Fehler nachweisbar, es war immer menschliches Versagen.“ Weidenauer hat diese Woche deshalb auch vor den Wiener Linien protestiert.
Der letzte – bis jetzt nicht bekannte – Fall datiert aus dem Jahr 2021. Anfang Jänner war der Lenker mit einem Bus der Linie 38A in der Grinzinger Straße Richtung Heiligenstädter Straße unterwegs gewesen, als er auf der abschüssigen Straße bemerkte, dass sein Bus sich nicht bremsen ließ.
„Selbstfahrender“ Bus
In seiner schriftlichen Aussage erklärt der Lenker: „Ich habe daraufhin ausgelenkt und den Bus gerade in die Haltestelle (mit überhöhter Geschwindigkeit, da der Bus von selbst beschleunigte) zu lenken versucht, und ein drittes Mal gebremst. Erst der dritte Bremsvorgang war erfolgreich und ich hatte noch 40 Zentimeter Abstand zum davorstehenden Bus.“
Bei den Wiener Linien ist dieser Vorfall bekannt. Ein Sprecher erklärt dazu: „Da ist weder ein Fehlverhalten des Lenkers noch ein technischer Fehler vorgelegen. Der Lenker hat nur stärker auf die Bremse steigen müssen, mit dem leichten Betätigen der Bremse, wie das üblicherweise passiert, hat die Bremse nicht funktioniert.“
Der Bus sei überprüft worden, eine Beschleunigung sei aus den Daten nicht herauszulesen gewesen. Die Bremse wurde repariert, und der Buslenker sei seit erfolgter Überprüfung wieder als Lenker im Dienst, weil er keinen Fehler gemacht hatte.
Klage vor Arbeitsgericht
Ein anderer Fall ist nicht so glimpflich ausgegangen. Und der spektakulärste aller bisherigen Fälle ist auch gerichtsanhängig.
Damals, es war der 22. Dezember 2018, hat der Bus der Linie 26A auf über 70 km/h beschleunigt, ist auf der linken Seite über einen Kreisverkehr gerast und gegen eine Tankstelle gekracht.
Ein schwerwiegendes Fehlverhalten des Lenkers sagen die Wiener Linien. Das habe das externe Gutachten eindeutig ergeben. Deshalb habe der Lenker auch nicht weiter beschäftigt werden können. Dieser betont bis heute, der Bus habe sich von allein selbstständig gemacht, habe von allein beschleunigt und sei nicht mehr zu bremsen gewesen. Das will er auch gerichtlich festgestellt wissen. Er hat die Wiener Linien deshalb auch auf Feststellung geklagt, dass er an dem Unfall nicht schuld gewesen sei.
Die Verhandlung findet im Oktober statt. Der pensionierte Personalvertreter Herbert Weidenauer unterstützt den betroffenen Lenker. „Über zwanzig Sekunden lang soll der Fahrer das Pedal verwechselt haben und statt auf der Bremse auf das Gaspedal gestiegen sein? Das ist doch nicht vorstellbar“, schildert der langjährige Busfahrer.
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