Neues Ziel für ersten Österreicher, der den Bodensee durschwamm

Schwimmer im Bodensee
Zehnmal Wasserball-Meister, eine Krebserkrankung und jetzt ein Extrem-Schwimmen durch sieben Seen für den guten Zweck: Der 42-jährige Bernhard Hengl über Herausforderungen und was ihn antreibt.

Als er nach fast 26 Stunden Schwimmen ans Ufer des Bodensees gelangt, wartet dort seine Familie auf ihn. Freude und Euphorie sind groß, Frau und Kinder umarmen den Athleten. Bernhard Hengl hat als erster Österreicher und sechster Mensch überhaupt am 12. Juli den Bodensee durchschwommen. Knappe 65 Kilometer hat er durchgehend im Wasser verbracht, ohne Festhalten, ohne Neoprenanzug.

„Dabei wollte ich nach acht Kilometern aufgeben, ich war mental durch“, erinnert sich der 42-Jährige. „Mein Team hat mir eine Sprachnachricht vorgespielt, in der meine Frau und meine Schwester ein Lied gesungen haben, dass mich beim Wasserball-Training immer sehr motiviert hat. Da habe ich den Schalter gekippt und wusste: Ich zieh das durch.“

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Erschöpft, aber glücklich: Extremschwimmer Bernhard Hengl 

Der dunkelste Tag

Wasser ist sein Element. Eigentlich ist der Jurist kein Langstreckenschwimmer, im Gegenteil. Er gewinnt zehn Bundesliga-Titel mit seinem Wasserball-Team.

Zwischen Titel Nummer neun und zehn passiert aber noch ganz viel Leben. Der Sportler und Familienvater wird krank. Lymphdrüsenkrebs lautet die Diagnose 2015. Es folgen Monate der Therapien, Bestrahlungen und Behandlungen. „An meinem dunkelsten Tag hab’ ich zu mir gesagt: Ich will den zehnten Titel gewinnen.“ Dieses Ziel vor Augen habe ihn motiviert. 2017 war es tatsächlich so weit. Hengl stieg wieder ins Training und die Wettkämpfe ein – bis zum zehnten Bundesliga-Titel.

Nach den ersten acht Kilometern im Bodensee wollte ich  eigentlich aufgeben.

von Bernhard Hengl

The Alpine Seven

Krankheit als Tabu

Dass er nun ins Wasser steigt und insgesamt sieben Seen durchschwimmt, ist auch für ihn ein kleines, großes Wunder. Er macht das nicht nur für sich selbst, sondern vor allem, um auf Menschen mit Erkrankungen aufmerksam zu machen. „Das ist noch immer ein Tabu in unserer Gesellschaft. Menschen, die krank sind, verstecken sich oft“, erklärt Hengl seine Intention. Während er schwimmt, kann gespendet werden, der Reinerlös geht an den Verein „NF Kinder“ (mehr dazu in der Infobox).

Als Vorbereitung für den Bodensee musste der Attersee herhalten. Die längste Distanz, die der Jurist davor geschwommen ist: 2,5 Kilometer. „Wobei: Kurz vor der Attersee-Challenge hat meine Frau mich verpflichtet, zumindest noch sechs Kilometer zu schwimmen, um zu sehen, was ich schaffe“, grinst Hengl. Die 20 Kilometer seien dann „schlimm“ gewesen. „Ich hatte arge Schmerzen im Ellenbogen, musste danach für die mehr als dreifache Distanz des Bodensees ganz anders trainieren.“

Was passiert mental, wenn man knappe 26 Stunden schwimmt? „Ich habe mir vorab alles visualisiert: Wie ich ins Wasser steige und wieder rauskomme, die Schmerzen, die sicher kommen, einfach alles.“ Rund 70.000 Kraulbewegungen sind es bis ins Ziel gewesen – eine Belastung, die für den Körper Tage bis Wochen der Regeneration bedeutet. „Die Nacht im Wasser war entspannt, alles war so ruhig.“

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Im Ziel gibt es Unterstützung von Hengls Familie.

Schwimmen für Spenden

Auch finanziell ist das Projekt eine Herausforderung: Crew, Ausrüstung, Begleitboot und Wasserrettung bezahlt der 42-Jährige aus eigener Tasche. Alle Spenden gehen direkt an den Verein „NF Kinder“. „Die letzten elf Kilometer ist ein Freund von mir zur Motivation neben mir geschwommen, das hat sehr geholfen“, erinnert sich Bernhard Hengl an das kräfteraubende Finale.

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