Schicksal Krebs: "Ich wünsche mir mehr Zeit mit meinem Sohn"

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Katharina Köck kämpft gegen Leberkrebs im Endstadium, ihr Mann liegt im Wachkoma. Nun geht es um die Zukunft von Tristan (5).

Das Wachstum der Leber ist enorm, auf der Lunge wurden bei der letzten Untersuchung 30 Tumore festgestellt. Wie viel Zeit Katharina Köck noch bleibt, weiß sie nicht. Zuletzt mutmaßten die behandelnden Ärzte drei bis sechs Monate. 

Für die 42-Jährige aus Dorfgastein gibt es jetzt zwei Prioritäten: Möglichst viel Zeit mit ihrem fünfjährigen Sohn Tristan zu verbringen. Und möglichst viel für jene Zeit zu regeln, in der sie nicht mehr da sein wird. 

Ruhig, gefasst und klar spricht Katharina Köck im KURIER-Gespräch darüber, welche Entscheidungen jetzt anstehen, was sie sich wünscht, welche Art von Unterstützung sie braucht.

Krebspatientin berichtet: "Ich werde schwächer"

Das Schicksal ist ein mieser Verräter. Das ist der Titel eines Buches. Es klingt, als wäre es für Katharina Köck geschrieben worden. Im November 2023 erleidet ihr Mann mehrere Schlaganfälle. Seitdem befindet sich der 52-Jährige im Wachkoma und wird seitdem in einem Pflegeheim betreut. Im Jänner 2024 wird bei Katharina Köck Leberkrebs diagnostiziert, 70 Prozent des Organs müssen entfernt werden, es folgen Chemotherapien

Danach gibt es Grund zur Hoffnung. Die Freude währt aber nur kurz: Im Jänner diesen Jahres folgt die niederschmetternde Nachricht, dass der Leberkrebs zurück sei und sich mehrere, neue Tumore gebildet hatten. Eine OP war aufgrund des starken Wachstums nicht mehr möglich, es folgten Therapien, die bis dato nicht angeschlagen haben.

„Ich merke, dass ich schwächer, aber die Schmerzen mehr werden“, sagt Köck. Die aktuelle Therapie werde beendet, „aber dann gibt es schulmedizinisch kaum noch Möglichkeiten. Ich will nicht den Mut verlieren, aber man muss auch realistisch sein.“

„Ich wollte, dass alles so lange wie möglich normal ist. Ich hab ja auch bis vor Kurzem noch Vollzeit gearbeitet, bin in meinem Beruf als Assistentin in einem Unternehmen gerade im letzten Jahr viel gereist.“ Sie habe sich immer schwer damit getan, Hilfe anzunehmen. Die Lage habe sich aber verändert: Deshalb springen Verwandte, Freundinnen und Freunde ein, unterstützen Katharina Köck im Alltag und auch bei den Überlegungen für die Zukunft. Sie haben eine Spendenaktion ins Leben gerufen (siehe Infobox), denn vieles von dem, was Katharina Köck den Abschied erleichtern könnte, kostet Geld: Einen finanziellen Polster für Tristan anlegen. Palliative Betreuung, so lange wie möglich daheim. Ein Begräbnis.

Vieles ungewiss

Für ihren Sohn möchte die 42-Jährige noch möglichst vieles regeln. Noch ist ungewiss, wo er bleiben kann, wenn sie nicht mehr für Tristan sorgen kann. „Er ist hier aufgewachsen, im Grunde gehört er hierher. Am Ende hängt es von verschiedenen Faktoren ab, wo er dann endgültig bleiben wird.“ Auch für ihren Mann im Pflegeheim möchte die Salzburgerin noch einiges in die Wege leiten.

Wie erträgt man diese unerträgliche Situation? „Es ist absurd und unglaublich. Mir geht es jetzt noch darum, möglichst viel Zeit und möglichst viele schöne Momente mit meinem Sohn zu sammeln. Ich wollte stärker sein als das, was mich jetzt besiegt.“ Für Tristan unterdrücke sie viele Emotionen. Auch wenn sie seine begleitet und zulässt: Denn natürlich redet sie mit ihm, über das, was kommen wird. „Aber er kann es sich halt jetzt nicht vorstellen. Wenn ich sage: ,Tristan, ich bin vielleicht bald nicht mehr da‘, antwortet er: ,Aber jetzt bist du da.‘“ 

Für Katharina Köck spielt Zeit eine große Rolle. „Ich würde auch alternative Methoden ausprobieren – alles, was mein Leben verlängert und mir mehr Zeit mit meinem Sohn schenkt. Ich kämpfe weiter.“

Katharina Köck

Auf Skiern, auf Reisen, zu dritt vereint: Katharina Köck mit ihrem Sohn Tristan und ihrem Mann, der derzeit im Wachkoma liegt.

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Auf Skiern, auf Reisen, zu dritt vereint: Katharina Köck mit ihrem Sohn Tristan und ihrem Mann, der derzeit im Wachkoma liegt.

Katharina Köck mit Tristan

Auf Skiern, auf Reisen, zu dritt vereint: Katharina Köck mit ihrem Sohn Tristan und ihrem Mann, der derzeit im Wachkoma liegt.

"Tage am Meer werden sich nicht mehr ausgehen"

Der kleine Tristan trage ihr die Tasche und helfe im Alltag mit. Wann auch immer es gesundheitlich möglich ist, stehen gemeinsame Unternehmungen auf dem Programm, „auch wenn sich ein paar Tage am Meer nicht mehr ausgehen werden. Es ist zu weit weg.“ Dafür will sie noch die Ski-Karte für die kommende Saison besorgen, damit Tristan weiter seinem Hobby nachgehen kann.

Trotz der Schmerzen versucht Katharina Köck jeden Tag ihren Ablauf zu meistern. Ein enormer Kraftakt, vor allem, weil sie eigentlich Ruhe brauchen würde, wenn Tristan aktiv und unternehmungslustig ist. „Mein größtes Geschenk ist, wenn ich ihn glücklich sehe.“

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