Wenn der Postler auch sonntags klingelt

Kofferraum voll mit Paketen
Montag bis Samstag war nicht genug. Seit Kurzem stellt die Post auch am Sonntag Packerl zu – wenn dafür extra bezahlt wird.
Die Testphase startete im Oktober 2024 in vier Wiener Bezirken. Sie war erfolgreich, deswegen wurde der Service mittlerweile auf alle Bezirke Wiens ausgeweitet. Dabei blieb es nicht. 2025 folgten im Juni Linz und im Juli Graz. Das Angebot wird angenommen: Zwei Wochen nach Beginn wurden rund 3.000 Pakete in der oberösterreichischen Landeshauptstadt zugestellt, in Graz waren es am ersten Sonntag 1.700.
In Wien werden derzeit rund 7.000 Pakete am Sonntag ausgeliefert, Tendenz steigend. „Wir evaluieren die Situation auch für andere Landeshauptstädte bzw. Ballungsräume, in denen sich ein großes Gebiet an potenziellen Empfängerinnen und Empfängern abdecken ließe. Es gibt aber aktuell noch keinen konkreten Plan“, heißt es seitens des Unternehmens.
Sonntag als Ruhetag
In Online-Foren gehen die Meinungen über das neue Angebot auseinander. Die einen begrüßen, dass sie sich damit einen Weg zur Post ersparen, weil sie sowieso nicht zu Hause sind, wenn das Paket ankommt. Andere fordern, dass zuerst mal die „normale“ Zustellung reibungslos klappen solle, bevor immer weiter ausgerollt werde.
Die „Allianz für den freien Sonntag“, deren Sprecher der Grazer Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl ist, warnt: „Diese Entwicklung stellt einen klaren Dammbruch dar. Der arbeitsfreie Sonntag ist ein hohes gesellschaftliches Gut, das nicht leichtfertig für wirtschaftliche Interessen geopfert werden darf.“ Die Ausweitung der Sonntagsarbeit gefährde nicht nur die Gesundheit und das soziale Leben der Beschäftigten, sondern untergrabe auch den gesellschaftlichen Konsens über den Sonntag als Ruhetag.
Für den Sonntagsdienst fällt ein Aufpreis an, den der Online-Shop bezahlt. Wie hoch die Kosten für die Empfängerinnen sind, hängt vom jeweiligen Online-Händler ab. Diese entscheiden selbst, ob und wie sie den Aufpreis weitergeben. Die Händler legen fest, ob sie die Versandkosten vollständig, teilweise oder gar nicht an ihre Kundschaft weitergeben.
Die Post ist gesetzlich verpflichtet, ein flächendeckendes Netz an Post-Geschäftsstellen sicherzustellen. Dabei muss es sich nicht zwingend um klassische Filialen im Eigentum der Post handeln. Auch Postpartner – etwa bei Nahversorgern, Trafiken oder Gemeindeämtern – zählen dazu. Aktuell betreibt die Post knapp 1.700 Postgeschäftsstellen in Österreich – davon in etwa 360 Filialen und fast 1.340 Postpartner. Vor fünf Jahren waren es rund 1.760 Geschäftsstellen (in etwa 400 Filialen, 1.360 Partner). Der Rückgang der Filialen wird mit dem Ausbau des 24/7-Selbstbedienungsnetzes – etwa durch 24/7-Poststationen oder SB-Filialen – erklärt.
Vor dem Aus
Wenn eine Filiale schließt, ist das trotzdem beunruhigend für die Menschen vor Ort. Aktuell wird über das Aus der Post im Einkaufszentrum PlusCity in Linz diskutiert. Das Unternehmen: „Wenn eine Filiale über mindestens zwei Jahre Verluste schreibt und keine Besserung absehbar ist, kann sie gemäß Postmarktgesetz bei der Regulierungsbehörde zur Prüfung eingemeldet werden.“ Die Behörde habe nun drei Monate Zeit, um die Meldung sorgfältig zu prüfen. Erst danach könne über weitere Schritte entschieden werden.
So eine Erweiterung bedeutet vor allem eines: Mehr Personal muss her. Und das in Zeiten, wo an allen Ecken und Enden über Personalmangel gejammert wird. „Für die Sonntagszustellung setzen wir auf eigenes Personal und nehmen dafür neue Zustellerinnen und -zusteller auf – mit einer Fixanstellung und flexiblen Arbeitszeitmodellen“, so das Unternehmen. Die Zustellenden können auswählen, ob sie etwa nur am Sonntag, am Samstag und Sonntag oder am Sonntag und drei Wochentagen arbeiten möchten.
Die Zuckerl dürften nötig sein, denn die Arbeit wird mehr und mehr: Vor 15 Jahren hat die Post laut Vorstand Peter Umundum in Österreich 50 Millionen Pakete im Jahr zugestellt, im Vorjahr waren es 224 Millionen.
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