Bergretter in Italien rücken wegen Wolf und Bär nicht mehr aus: Und in Österreich?

Wolf starrt auf Beobachter
Die Regel gilt vor allem in der Nacht. Auch hierzulande wird die Thematik nun diskutiert.

Verhaltenskriterien zum Schutz der Einsatzkräfte. Diesen sperrigen Namen trägt jene Richtlinie, die Bergretter im Trentino laut Medienberichten nach der tödlichen Bärenattacke auf einen 26-jährigen Jogger ausgearbeitet haben.

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Das Kernstück: In der Nacht rücken die Retter nicht mehr zu jedem Einsatz aus. Vor allem nicht in Gebieten, in denen Bär und Wolf ihr Revier haben. Jeder Einzelfall werde nun genau geprüft.

Besondere Vorsicht gelte, wenn bei einer Suchaktion die Hundestaffel der Bergrettung im Einsatz steht: Denn die freilaufenden Bergrettungs-Hunde könnten zu "ungewollten Zwischenfällen mit dem Großraubwild" führen. Wie es in einem Bericht von Rai heißt.

Doch was bedeuten diese Sicherheitsmaßnahmen für die rund 13.000 ehrenamtlichen, heimischen Bergretter?

Dass es mit Bären und Wölfen auch in Österreich immer wieder zu heiklen Situationen kommt, zeigen mehrere Vorfälle der vergangenen Wochen.

So wurden vergangene Woche in Kärnten zwei Wölfe in gerade einmal vier Tagen erlegt. Legal. Dies ermöglicht die seit Jänner 2022 geltende Wolfsverordnung. Bei beiden Tieren handelte es sich um sogenannte Risikowölfe. Also um Tiere, die dem Siedlungsgebiet wiederholt zu nahe gekommen sind.

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Neben Wölfen sind es auch Bären, die hierzulande wieder heimisch werden. Vorletzte Woche wurde ein Braunbär in Salzburg zwischen den Bahnhöfen Lend und Schwarzach St. Veit von einem Zug erfasst und getötet.

Bergretter in Italien rücken wegen Wolf und Bär nicht mehr aus: Und in Österreich?

Eine KURIER-Nachfrage bei der Bergrettung Niederösterreich, Kärnten und Tirol zeigt, dass drastische Maßnahmen wie im Trentino in Österreich (noch) nicht ergriffen werden. 

Man sei sich der Gefahr, die von den großen Beutegreifern ausgehe, aber durchaus bewusst und will diese auch zum Thema machen, heißt es aus der Landesleitung Kärnten und Tirol. So sei das Thema bei nächsten Sitzungen auf der Agenda. 

Individualentscheidung

Konkrete Vorfälle mit Wölfen und Bären im Einsatz habe es aber noch nicht gegeben. Man beobachte weiter und würde "eine Individualentscheidung im Einzelfall" sehen. Soll heißen: Jede Ortsstelle kann selbst beurteilen, ob ein Einsatz mit den gegebenen Gefahren zu rechtfertigen ist. 

Von der Bergrettung Niederösterreich, wo es in jüngster Vergangenheit auch immer wieder zu Wolfssichtungen kam, heißt es: "Das Risiko wird laufend bewertet und bei Bedarf angepasst. Derzeit und wohl auch in der Zukunft rücken wir aber zu jeder Tages und Nachtzeit für Einsätze aus", sagt Lukas Turk Landesgeschäftsführer Bergrettung Niederösterreich/Wien.

Der Wolf, der ein Wollschwein war

Ausgerückt war auch die Polizei mit einem Hubschrauber zu Pfingsten, als sich zwei Wanderinnen, die am Mirnock im Unteren Drautal campieren wollten, von einem Wolf bedroht fühlten. Wie sich mittlerweile herausgestellt hat, soll der Wolf zwar ein Tier, aber ein etwas anderes gewesen sein: Ausgebüxte Wollschweine lösten wohl die Rettungsaktion aus.

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