"Gemeindewohnungen werden es wohl nicht"
Mit seinem Kollegen diskutiert der Deutsche jetzt nicht über ein realisiertes Projekt, sondern ob es Sinn macht, das abzureißen.
„Das“ ist der Rohbau, den Stumpf um rund 100 Millionen Euro gekauft hat. „Der Eigentümer wird es sich ausgerechnet haben“, führt der Deutschen seinen Gedanken zu Ende, und fügt augenzwinkernd an: „Gemeindewohnungen werden es wohl nicht.“
40 Wohnungen pro Stock?
Kolportiert wird, dass im Erdgeschoß Geschäfte kommen, darüber 40 Wohnungen pro Stockwerk. Die brauchen eine geringere Raumhöhe. Nach einem Teilabriss können mehr Etagen und viel mehr Wohnungen – wohl im Luxussegment – gebaut werden.
Direkt gegenüber liegt das Hotel Tyrol – es wirkt, als ob es auch an den früheren Eigentümer, den Tiroler Rene Benko, erinnern wollte. Zwei Männer unterhalten sich vor dem Hotel über die Baustelle.
Erst geht es um Bauvorschriften, die beiden sind Schweizer Touristen, der jüngere ist aus der Immobilienbranche. Die Geschichte um den Rohbau kennen sie nicht. „Ist das eine Benko-Leiche?“, fragt der jüngere Mann dann unvermittelt. Das habe er schon zuvor vermutet, wirft seine Frau ein und lacht über das ganze Gesicht. „Gibt es noch mehr davon?“, fragt der Schweizer verschmitzt.
Nachhaltigkeit fehlt
Als sie erfahren, dass der Rohbau teilweise abgerissen wird, fragt sich der Schwiegervater: „Wo bleibt da die Nachhaltigkeit?“ Der Schwiegersohn erklärt die Sache mit der Geschoßhöhe, der Schwiegervater schüttelt den Kopf. Dann gehen sie mit der Familie weiter, um noch dranhängen: „Wir haben den Fall Benko in der Schweiz interessiert verfolgt.“
Vom Café Michele hat man den besten Blick auf die eingestellte Baustelle. Leidgeprüft ist Kellner Andi, auch die Gäste. Erst wegen der Baustelle, dann wegen des Baustopps, jetzt drohen erneut Abriss und Baustelle.
„Leute fragen jeden Tag“
„Jeden Tag fragen uns die Leute, was das passiert“, seufzt Andi und serviert ein Glas Prosecco in den Gastgarten. Er hätte sich über das Luxus-Kaufhaus gefreut, „da passt die Frequenz, da kommen die Leute, die dort arbeiten, essen, wie früher vom Leiner“.
Aber er bleibt realistisch: „Der Eigentümer wird machen, was rentabler ist.“ Womit wir wieder bei den Wohnungen sind – und beim Vorbesitzer, René Benko. Andi seufzt erneut: „Es ist halt schade, dass die alles tun können, was sie wollen, und dann geht es auf Kosten der Leute, die arbeiten.“
Aus dem Kaufhaus Lamarr wird wohl nichts. Bleibt die Frage, ob die Signa-Gruppe den Namen wegen Hedy Lamarrs Film gewählt hat, mit dem sie an der Seite von Hans Moser und Heinz Rühmann den Durchbruch geschafft hat: In „Man braucht kein Geld“ geht es nämlich um einen Unternehmer, der mit Spekulationen in die Krise gerät.
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