Bau-Stau beim Karawankentunnel

Bau-Stau beim Karawankentunnel
Auftrag auf slowenischer Seite annulliert, Realisierung der zweiten Röhre in Schwebe

Verzögerungen in Form von kilometerlangen Staus gehören beim Karawankentunnel, der Kärnten mit Slowenien verbindet, zum Tagesgeschäft. Doch nun tritt ein Aufschub ein, dessen Konsequenzen noch niemand abzuschätzen vermag. Denn in Slowenien muss das Auswahlverfahren für den Bau der zweiten Röhre wiederholt werden.

32.000 Autos passieren den Tunnel auf der Karawankenautobahn A11 im Sommer pro Tag. Durch die Errichtung der zweiten Röhre sollen die Leistungsfähigkeit der Strecke erhöht und Verzögerungen verringert werden. Die Gesamtlänge des Tunnels beträgt 7,9 Kilometer, der Abschnitt auf Kärntner Seite ist 4,4 Kilometer lang. Hier wird im Auftrag der Asfinag seit 18. September 2018 gegraben, um die anvisierte Gesamtverkehrsfreigabe für Anfang 2026 zu realisieren.

In Slowenien hingegen wurde der Zeitplan bereits vor Baubeginn durcheinander gewirbelt. Und dort hat die staatliche Revisionskommission nun die Auswahl des türkischen Baukonzerns Cengiz Insaat nach Beschwerden von drei unterlegenen Bietern (Kolektor CGP und Gorenjska bradbena druzna aus Slowenien sowie Euro-Asfalt aus Bosnien) annulliert. Dieser habe sein Angebot über 89,3 Millionen Euro widerrechtlich nachträglich ergänzt, heißt es. Die Entscheidung der staatlichen Rechnungsprüfungskommission ist bindend, laut slowenischer Gesetzgebung ist keine Berufung möglich.

Damit sind die Türken aus dem Rennen. Die slowenische Autobahngesellschaft DARS wird den Zuschlag an einen der anderen acht Bieter erteilen. „Die Bewertungskommission muss sich erst treffen, wir haben für die Entscheidung 90 Tage Zeit“, heißt es von der DARS. Wann es dann zu einem Baubeginn kommen könnte und ob die Fertigstellung der zweiten Röhre auf slowenischer Seite bis 2026 realisierbar ist, wollte man bei der Autobahngesellschaft noch nicht einschätzen.

Weitere Einsprüche

Denn, so ist hinter vorgehaltener Hand zu hören: Man kalkuliert durchaus ein, dass nach der Auftragserteilung an einen neuen Interessenten andere Bieter neuerlich Berufung einlegen dürften.

DARS gesteht weiters ein, dass man mit dem türkischen Unternehmen am billigsten ausgestiegen wäre. Laut einem Bericht von www.rtvslo.at bewegen sich die übrigen Angebote zwischen 104 und 140 Millionen Euro. Erneut im Auswahlverfahren gelistet sind übrigens auch die Wiener Implenia-Tochter im Konsortium mit Implenia Schweiz und CGP Novo Mesto aus Slowenien sowie die GH Holding mit dem österreichischen Hochtief und der slowenischen GH Holding.

Die Asfinag will die Verzögerungen auf slowenischer Seite unterdessen weder interpretieren noch kommentieren. Sie hat ihr Bauprojekt im Wert von 89,9 Millionen Euro an die Swietelsky Tunnelbau GmbH & Co KG und Swietelsky Baugesellschaft m.b.H. vergeben und liegt im Zeitplan.

THOMAS MARTINZ

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