Verzögerter Bahnausbau in der Ostregion: Politik und ÖBB im Konflikt

Damit sich alle Parteien im Landtag einig sind, muss viel passieren. Und entlang der Nordbahnstrecke, die von Wien über Bernhardsthal nach Břeclav läuft, passiert so gut wie jeden Tag etwas. Züge, die sich verspäten. Züge, die ausfallen. Ja sogar Züge, die vor der Endstation wenden. All das gehört zum Alltag der Pendlerinnen und Pendler, und das bereits seit vielen Jahren.
Und wenn es nach dem neuen Rahmenplan der ÖBB (2025-2030) geht, wird dieser Alltag noch länger so beibehalten. Denn die Bundesbahnen müssen auf Geheiß der Bundesregierung sparen – wobei die Nordbahn auf der Strecke bleibt. Fünf weitere Jahre wird der Ausbau verzögert, eine Inbetriebnahme ist nun erst 2037 geplant. Andere Routen in der Ostregion – wie der Ausbau der Laaer Ostbahn oder der Nordwestbahn, die von Wien nach Znojmo verläuft – sind in den Planungen erst gar nicht berücksichtigt.
Im Parlament
Was die Politiker der Region so nicht hinnehmen wollen; im Juni wurde auf Initiative des grünen Verkehrssprechers Georg Ecker einstimmig im Landtag beschlossen, dass das Land Druck auf die Bundesregierung machen soll. Die Verzögerungen beim Ausbau in der Ostregion sollen rückgängig gemacht werden, so das erklärte Ziel aller Parteien.
Und auch seitens des Bundes- und Nationalrats hakt man in der Sache nach: Zwei Schreiben liegen am Tisch von SPÖ-Verkehrsminister Peter Hanke. Die Grünen und die FPÖ haben parlamentarische Anfragen gestellt, die den Rahmenplan infrage stellen und eine „massive Benachteiligung“ der Region orten.
Auf KURIER-Anfrage erklärt ÖBB-Sprecher Klaus Baumgartner, warum der Ausbau der Nordbahn länger dauert. „Aufgrund einer Optimierung der Bauphasen im Sinne der Fahrgäste und des Güterverkehrs wurde der Umsetzungszeitraum ausgedehnt.“ Sprich: Es soll auf der Strecke weniger Einschränkungen durch die Arbeiten geben, dafür ziehen sich diese länger hin.
Konkret soll der Abschnitt Süd inklusive dem Bahnhof Gänserndorf bis Ende 2026 fertiggestellt sein. Dadurch soll es mehr und längere Züge geben. Die Bahnhöfe nördlich von Gänserndorf werden modernisiert und barrierefrei. Wie im Südabschnitt werden Eisenbahnkreuzungen auf der Strecke aufgelassen. Und dank einer Wildbrücke sollen die Gleise auch für Tiere keine Barriere mehr darstellen.
Klar ist, dass der Ausbau durch die Verzögerung teurer wird. „Mehrere Jahre Inflation müssen berücksichtigt werden“, sagt Baumgartner. Wohingegen für die Laaer Ostbahn und die Nordwestbahn lediglich Finanzierungsquoten in den ÖBB-Plänen vorgesehen sind; beide Projekte waren noch nie in einem Rahmenplan erhalten. „Hauptmaßnahmen auf beiden Strecken wären zweigleisige Ausbauten und Geschwindigkeitserhöhungen“, schildert der Sprecher.
Doch derzeit ist das alles nur Theorie: „Der Zeitpunkt zur Aufnahme neuer, finanziell großvolumiger Projekte wie diese beiden kann derzeit nicht seriös prognostiziert werden“, macht Baumgartner klar.
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