Bahn: 115-mal wurden Signale überfahren

Bahn: 115-mal wurden Signale überfahren
Die Zahl der Unfälle auf der Schiene stieg 2016 um fünf Prozent. Verkehrsminister und ÖBB planen Maßnahmen für mehr Sicherheit.

Die Zahl der Unfälle auf der Schiene steigt weiter an. Nach einem Plus von 27 Prozent im vorvergangen Jahr verzeichnet das Verkehrsministerium in seinem aktuellen "Sicherheitsbericht 2016" heuer eine weitere Zunahme – allerdings "nur" noch um fünf Prozent. Ursache ist vor allem der "Faktor Mensch". Meldungen über 1179 Unfälle und 778 Störungen erreichten das Ministerium im Vorjahr. "Eine Störung ist eigentlich wie ein Unfall zu sehen, der aber durch einen letzten Zufall doch nicht passiert ist", erklärt ein Unfallsachverständiger.

Bei den Störungen ist vor allem ein Anstieg bei den Arten "Unerlaubtes Überfahren haltzeigender Signale durch Verschub- beziehungsweise Nebenfahrten", "Fahren ohne Auftrag oder Fahrerlaubnis" und bei "Unerlaubtes Betreten von Bahnanlagen" feststellbar, heißt es in dem Papier, das dem KURIER vorliegt. Vor allem die Gestaltung der Signale sorgte bei den letzten Unfällen für teils heftige Diskussionen in Expertenkreisen.

Am falschen Gleis

Gleich elf Mal gab es im Vorjahr so genannte "Geisterzüge", also weit mehr als bisher bekannt waren. 34 Züge fuhren (mit Lokführer) ohne Erlaubnis los und 115-mal wurden Signale überfahren – eine Steigerung um rund 15 Prozent. Weitere zehn Mal fuhren Züge in Gleisabschnitte ein, auf denen andere Garnituren unterwegs waren.

Bahn: 115-mal wurden Signale überfahren
Nationalratssitzung im Parlament zur Lage der Bundesregierung. Wien am 16.05.2017
"Wir sehen einen leichten Anstieg bei den Unfällen auf der Schiene. Das können wir nicht hinnehmen", erklärt Verkehrsminister Jörg Leichtfried. "Ein Punkt in dem Bericht sind Fehler, die auf den ersten Blick beim Zugpersonal passieren: Überfahren von Signalen, fehlerhaftes Stellen von Weichen, Fahren ohne Freigabe. Das kann verschiedenste Gründe haben, etwa Ablenkung oder Überforderung." Das Ministerium und die ÖBB gaben darum heuer eine Studie in Auftrag, die die genauen Ursachen klären soll. Daraus sollen dann weitere neue Maßnahmen entwickelt werden.

Die ÖBB rüsten derzeit auch technisch auf. "Es wurde eine App entwickelt, damit Lokführer einen Warnton hören, wenn sie auf ein falsches Gleis fahren", erklärt ÖBB-Sprecher Roman Hahslinger. Gegen die steigende Zahl an "Geisterzügen", von denen besonders drei in den vergangenen Monaten für Schlagzeilen sorgten, wurden nun wieder so genannte Hemmschuhe vorgeschrieben.

Handyauswertung

Eine aktuelle parlamentarische Anfrage der Neos zu den Untersuchungen durch die Bundesanstalt für Verkehr deckte allerdings nun auch eine Gesetzeslücke bei den Untersuchungen auf. So dürfen die Ermittler des Verkehrsministeriums nicht überprüfen, ob auf dienstlichen Telefonen bei Zugsunfällen telefoniert wurde. Damit kann nicht nachvollzogen werden, wie weit das bei einem Unfall eine Rolle gespielt hat.

Gefährlich sind nach wie vor Bahnübergänge: 15 Tote gab es im Vorjahr bei Unfällen auf Eisenbahnkreuzungen, im Jahr davor waren es 21. Das Verkehrsministerium investiert hier 25 Millionen Euro pro Jahr in Verbesserung der Sicherheit. "Die größte Gefahr für den Menschen sind nach wie vor Eisenbahnkreuzungen", sagt Leichtfried. "Hier setzen wir unser Programm fort. Wir sensibilisieren Anrainer und sichern die Kreuzungen besser ab."

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