„Arrivederci!“ Italiener flüchten vor Hitze in Wintersportort

„Arrivederci!“ Italiener flüchten vor Hitze in Wintersportort
Italiener suchen Abkühlung in den Nockbergen. Immer mehr wollen im Sommer „durchatmen."

Wenn der Italiener „Basta“ sagt, dann reicht’s ihm: gemeint ist der traditionelle Urlaub rund um Maria Himmelfahrt an der Adria. Aufgrund der Hitze setzen sich inzwischen vermehrt Touristen über die Grenze nach Kärnten ab und suchen dort auf den kühlen Bergen nach Erholung. Zum Mekka hat sich ausgerechnet im Sommer der Wintersportort Bad Kleinkirchheim entwickelt.

Die Urlaubszeit „Ferragosto“ rund um den 15. August bedeutet überfüllte Strände und ausgebuchte Hotels in den italienischen Touristenhochburgen. Die Städter verlassen ihre heißen Büros im Süden des „Stiefels“ und suchen Abkühlung im Mittelmeer. Heutzutage fahren jedoch Zehntausende weiter nach Kärnten, um sich dort an der Bergluft zu erfrischen. 331.000 Übernachtungen italienischer Gäste zählte die Kärnten Werbung im Sommer 2017, das war – obwohl der Markt bis dahin nicht intensiv beworben wurde – ein Plus von 5,2 Prozent gegenüber 2016. Im August 2017 standen 178.854 Nächtigungen (plus 8,6 Prozent) zu Buche. Die Touristiker erwarten heuer weitere Zuwächse.

„2017 wurde eine dreijährige Italien-Kampagne in Norditalien gestartet. Die italienischen Gäste schätzen an Kärnten vor allem die Natur, es geht um das Durchatmen, gute, saubere Luft“, sagt Barbara Tschöscher von der Kärnten Werbung. Und das machen die Nachbarn mit Vorliebe im Luftkurort Bad Kleinkirchheim.

Dass hier über Weihnachten die Betten voll sind, gilt als Selbstverständlichkeit. Aber in dieser Ferragosto-Woche ist der Ort dank der Italiener zu 90 Prozent ausgebucht, die Kaiserburg- sowie die Brunnachbahn fahren im Dauerbetrieb. Assoziationen zu Zell am See tauchen auf, wo betuchte Araber ihren Sommerurlaub verbringen.

Kühle 17 Grad

„Die Gäste kommen aktuell vermehrt aus Rom und südwärts. Sie jammern, dass es in ihren Städten am Tag 35 und in der Nacht 30 Grad hat. Hier in Bad Kleinkirchheim erleben sie Abkühlung“, erzählt Tourismus-Obmann Jakob Forstnig. Montagnachmittag beispielsweise wurden in Kleinkirchheim auf 2000 Metern Seehöhe 17 Grad gemessen. 33 Grad waren es in Rom.

Forstnig liefert einen Zahlen-Vergleich: 150.000 Nächtigungen verbuchte Kleinkirchheim im Februar 2018, also im stärksten Wintermonat. 119.000 im August 2017. Jeder vierte Gast war Italiener. „Wir haben uns auf diesen Trend mit Italienisch-Kursen für alle Mitarbeiter eingestellt. Der Italiener liebt es, in der Muttersprache angeredet zu werden“, weiß Forstnig. Und wie verbringt der Südländer die Ferien in den Nockbergen? Forstnig: „Mit ‚Sommerfrische’ im wahrsten Sinn des Wortes auf 2000 Metern, Wandern, E-Biken und Kärntner Kulinarik.“

Die Region Nassfeld erhofft sich nun auch einen Teil des italienischen Kuchens – aufgrund der Grenznähe ein naheliegender Schritt. „Der italienische Gast war im Sommer einst ein Tagestourist. Inzwischen bucht er längerfristig“, erklärt Touristikerin Ingeborg Schnabl. Ein Interreg-Projekt soll die Nächtigungszahlen der heißblütigen Italiener – 51.000 waren es im Vorjahr – weiter anwachsen lassen.

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