ARBÖ gewinnt den Millionenstreit

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Skandal um den Automobilclub nach elf Jahren bereinigt – die Folgen sind dennoch bis heute spürbar.

"Dieser Artikel kostet mir den Kopf", sagte der damalige Generalsekretär Rudolf Hellar als er den KURIER-Bericht erstmals in Händen hatte. Er erschien zwei Tage vor der Bundesversammlung des Clubs und schwarz auf weiß standen da jene Interna des ARBÖ, die noch kaum jemand wusste: Dem Verein drohte laut einem Gutachten die Pleite, Hellar wurden darin zahlreiche Verfehlungen vorgeworfen.

Das war im November 2005. Und es folgte ein Erdbeben. Der ARBÖ verlor 70.000 Mitglieder (15 Prozent), die Landesclubs in Kärnten und Vorarlberg gingen als Folge des Skandals zwischendurch in Konkurs, das Fahrtechnikzentrum Arnoldstein (Kärnten) musste geschlossen werden. Präsidenten und Generalsekretäre gaben sich teilweise im Monatsrhythmus die Klinke in die Hand.

Eigene Zeitrechnung

Noch heute gibt es kaum jemanden im ARBÖ, der keine Geschichten über den einstigen Generalsekretär zu erzählen weiß: "Erst vor ein paar Wochen haben wir über ihn gesprochen", hört man heute noch wenn man mit altgedienten ARBÖ-Leuten spricht. Es gibt eine Zeitrechnung vor und nach Hellar.

ARBÖ gewinnt den Millionenstreit
Gerald Kumnig, ARBÖ-Geschäftsführer
Doch nun könnte ein Schlussstrich gezogen werden. Das Oberlandesgericht Wien hat festgestellt, dass die im Zuge des Skandals ausgesprochene Entlassung von Hellar zu Recht erfolgt ist. "Mit Zinsen ging es schlussendlich um 1,5 Millionen Euro", sagt der aktuelle Generalsekretär Gerald Kuming. Denn Hellar wurde kurz vor seiner Entlassung noch ein lukrativer Vertrag zugestanden, den er ausbezahlt haben wollte. Hellar sei laut Urteil anzukreiden, dass er sich öfter in der Kassa Geld geborgt habe, nur unter Hinterlassung von Zetteln. Dabei ging es um Beträge von 100.000 bis 300.000 Schilling (rund 6000 bis 20.000 Euro), weshalb sogar extra die Clubkasse aufgestockt werden musste.

Freispruch im Strafprozess

Im folgenden Untreueprozess waren diese Vorfälle verjährt, nur sehr vergünstigte Autos für Hellars Familie, ARBÖ-Clubgelder für Strafmandate oder die Bezahlung von Fliegengittern für die Wohnung seiner Tochter wurden ihm angelastet. Der Strafprozess endete aber mit einem Freispruch für Hellar – denn all diese Annehmlichkeiten hatte ihm der damalige ARBÖ-Präsident erlaubt.

Aus den einst hochtrabenden Plänen, den ÖAMTC zu überflügeln, wurde nichts mehr. Das einzige womit der ARBÖ den ÖAMTC damals übertrumpfen konnte, war das Gehalt des Generalsekretärs – Hellar erhielt 14.700 Euro pro Monat. Heute verdient ein Minister so viel, damals allerdings noch nicht.

Durch das Urteil, in dem mehrfach auf den KURIER-Bericht aus dem November 2005 (mit dem Titel "ARBÖ fährt auf Schleuderkurs") eingegangen wurde, kann der Club nun seine Rücklagen auflösen. Mit den 1,5 Millionen Euro könnte der ARBÖ beispielsweise 45 neue, hochmoderne Pannenfahrzeuge kaufen und seine Flotte so um 20 Prozent vergrößern. Geplant sind auch neue Prüfzentren. Der Club möchte wieder wachsen. Allerdings mit Maß und Ziel.

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