Angeklagter Wiener "flüchtet" aus Nigeria

Der 29-Jährige wurde zu 20 Monaten bedingter Haft verurteilt.
Wiener soll überhöhten Preis für Flughafenprojekt verlangt haben. Gericht gestattet nun temporäre Ausreise.

Lokale Medien vergleichen sein Auftreten mit Adolf Hitler. In nigerianischen Internetforen wird sogar die Todesstrafe gefordert.

Der Österreicher Georg E. ist in dem afrikanischen Staat ein Feindbild. Derzeit läuft gegen ihn, einen Ex-Minister und zwei seiner Mitarbeiter ein Verfahren wegen mutmaßlichen Betrugs und Urkundenfälschung rund um den Neubau von Flughafen-Towern. Trotz des Verfahrens darf der Geschäftsmann aber jetzt zwischen zwei Prozesstagen nach Wien ausreisen, um sich ärztlich behandeln zu lassen. Nun könnte er in Österreich bleiben. Für Freitag war ein Flug gebucht.

Die Ursache für den Prozess liest sich wie ein Krimi: 2004 und 2005 ereigneten sich in Nigeria mehrere Flugzeugabstürze. Ein internationales Flugverbot stand im Raum. Flugminister Babalola Borisade suchte deshalb ein Unternehmen, das in Lagos, Abuja, Kano and Port Harcourt jeweils einen Flughafentower errichten sollte.

Georg E. bot mit. Sein Preis für die Projekte: 30 Millionen Euro. Doch es gab zahlreiche billigere Anbieter. Trotzdem bekam der Österreicher, der seit 1976 in Nigeria lebt, von Borisade den Zuschlag. Ob Schmiergeld geflossen ist, blieb bislang unklar. Das Verfahren zieht sich bereits seit vier Jahren.

Drei Tower wurden jedenfalls errichtet. Ehe das vierte Projekt endgültig fertig wurde, musste E. in Untersuchungshaft. Anschließend wurde er gegen die Abgabe seines Reisepasses auf freien Fuß gesetzt.

Die Zahl der Flugzeugabstürze in Nigeria ist jedenfalls weiterhin hoch. Zuletzt starben im Juni 2012 alle 153 Passagiere beim Absturz einer Maschine nahe der Hauptstadt Lagos. Zwei Jahre zuvor waren 110 Menschen gestorben, als ein Jet auf der Landebahn von Port Harcourt zerbrach und in Flammen aufging.

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