Analyse: Blaue Welle bei Wahl in Vorarlberg schaumgebremst

Der Amtsbonus von Simon Tschann hat am Sonntag stärker gewogen als seine – nicht rechtskräftige – Verurteilung wegen Amtsmissbrauchs im Dezember. Er wurde erneut zum Bürgermeister von Bludenz gewählt und hat damit die mageren Ergebnisse der ÖVP bei den Gemeinde- und Bürgermeisterwahlen am Sonntag aufpoliert.
Für die Partei von Landeshauptmann Markus Wallner ging es dort, wo sie ihr eindeutig zuordenbare Listen stellte, im Vergleich zu 2020 um 4,8 Prozentpunkte nach unten. Die FPÖ, mit der die ÖVP seit vergangenem Herbst auf Landesebene gemeinsam regiert, konnte nach Zugewinnen bei Nationalrats- und Landtagswahlen wie erwartet auch auf kommunaler Ebene zulegen.
Mit einem Plus von 6,4 Prozent rauschte die blaue Welle aber schaumgebremst durch die Vorarlberger Gemeindestuben. Und bei den Bürgermeisterwahlen hätten sich die Freiheitlichen wohl auch mehr erwartet.
In Lustenau machte man sich Hoffnungen, das in der blauen Hochburg vor 15 Jahren an die ÖVP verlorene Bürgermeisteramt zurückzuerobern. Aber in der größten Marktgemeinde Österreichs hat es FPÖ-Kandidat Martin Fitz nur denkbar knapp in die Stichwahl geschafft.
Kein großer Siegeszug
Er blieb nur wenige Stimmen vor dem Frontmann der Grünen und klar hinter dem erstmals angetretenen Patrick Wiedl (ÖVP), der in zwei Wochen als Favorit ins schwarz-blaue Duell geht. Im benachbarten Dornbirn, der größten Stadt im Bundesland, brachte die FPÖ ihren Kandidaten nicht einmal in die Stichwahl.
Die machen sich nun der aus der Poleposition für die ÖVP startende Julian Fässler und der in Durchgang eins um 11,5 Prozent dahinter gelegene Markus Fäßler von der SPÖ untereinander aus.
Von einer Rückeroberung darf die ÖVP in zwei Bodenseegemeinden träumen. In Hard schnappte sich Ex-SPÖ-Landeschef Martin Staudinger vor fünf Jahren überraschend den Bürgermeistersessel, geht nun aber mit Rückstand von etwa vier Prozent in die Stichwahl gegen René Bickel von der ÖVP.
Auch in allen anderen fünf von insgesamt sieben Stichwahlen ist die ÖVP im Spiel und fast durchwegs in der Favoritenrolle. Entsprechende Siege würden die in den Gemeindevertretungen erlittenen Verluste zumindest etwas kaschieren.
Schwarz-blaues Stechen
In Feldkirch, zweitgrößte Stadt des Landes, läuft es wie in Lustenau auf ein schwarz-blaues Stechen hinaus. Bürgermeister Manfred Rädler (ÖVP) hat am Sonntag rund neun Prozent mehr Wähler überzeugen können, als FPÖ-Herausforderin Andrea Kerbleder.
In Götzis und dem bisher blauen Nenzing hätten sich die ÖVP-Kandidaten fast schon in der ersten Runde gegen ihre FPÖ-Konkurrenten durchgesetzt.
Zitterpartie und Triumph
In Lochau versucht Vorarlbergs erster grüner Bürgermeister, Frank Matt, in zwei Wochen das 2020 eroberte Amt in einem Duell zu verteidigen. Mit 45,1 Prozent lag er am Sonntag nur knapp vor ÖVP-Mann Stephan Schnetzer (43,9 Prozent).
In Höchst wiederum hat es der grüne Bürgermeister Stefan Übelhör trotz dreier Gegenkandidaten schon am Sonntag mit klarer Mehrheit über die Ziellinie geschafft. Ähnlich gemischt fällt die Bilanz eigentlich für alle Landtagsparteien aus. So auch bei der SPÖ.
Als roter Landesobmann kann sich Mario Leiter über den Erfolg eines seiner Vorgänger an der Spitze der SPÖ freuen. Michael Ritsch kam bereits am Sonntag in der Landeshauptstadt über die 50-Prozent-Marke und bleibt damit weiter auf dem 2020 errungenen Bürgermeistersessel. Dazu führte er die SPÖ auf Platz eins bei der Listenwahl.
Als Regionalpolitiker ist Leiter hingegen krachend gescheitert. Die SPÖ-Chef schaffte es in seiner Heimatstadt Bludenz bei seinem dritten Anlauf, Bürgermeister zu werden, nicht einmal in die Stichwahl. In der war er zuvor bereits zwei Mal knapp an den ÖVP-Kandidaten gescheitert - zuletzt 2020 an Tschann, der nun Stadtchef bleiben wird.
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