Alte Stadt baut ein modernes Dorf

Neues Wahrzeichen: Das höchste Haus der Stadt
Die Bebauung der 54 Hektar großen Reininghausgründe in Graz läuft an. Herzstück wird ein 76-Meter-Turm.

Da die Altstadt mit Spuren des Mittelalters, dort die Neustadt des 21. Jahrhunderts. Keine zwei Kilometer Luftlinie sind die beiden Stadtteile entfernt, durch dessen modernen Part „ Graz in einer anderen Liga spielen wird“, wie ÖVP-Stadtchef Siegfried Nagl hofft: Bis 2024 wird auf den Reinighausgründen im Grazer Westen ein Viertel neu hochgezogen.

Mit den 15.000 Menschen, die dann dort leben und arbeiten, sei Reininghaus „eigentlich so etwas wie eine Bezirksstadt in der Stadt“, überlegt Stadtbaudirektor Bertram Werle. Seit 13 Jahren tüfteln Politiker, Investoren und Planer, was denn am besten aus dem 54 Hektar großen Gelände mit seinen denkmalgeschützten Bauten einer Brauereidynastie gemacht werden könnte. Jedenfalls keine Fortschreibung des bewährten Schemas, versichert Werle. „Banales Weiterspielen hätte bedeutet: Wohnbau, vier- bis fünfgeschoßig, geringe Dichte, lange Wege.“

Graz geht mit einem Architekten- und Investorenteam andere Wege und außerdem hoch hinaus: Als Herz der Bebauung des „Quartier 2“ genannten Mittelteils wird ein 76,5 Meter hoher (Büro-)Turm errichtet.

Daneben zweite weitere, mit 63 und 40 Meter kleinere Türme, die ebenfalls als Büro- und Betriebsflächen gedacht sind: Hotel, Gastronomie, Handel, Ärztezentrum, Fitnesscenter – alles geplant. Die Gebäude sollen Glasfassaden bekommen, die Gänge dazwischen überdacht sein.

Hotelbetreiber fix

40 Prozent der zu vergebenen Flächen seien bereits vorgemerkt, obwohl der Bebauungsplan erst am Donnerstag vom Gemeinderat abgesegnet wurde, schildert Investorenvertreter Peter Kothgasser. Der Betreiber des Hotels mit 125 Zimmern sei bereits fix an Bord. Die Mietpreise für die Büros seien mit zwölf bis vierzehn Euro netto pro Quadratmeter angedacht, damit wäre die Neustadt günstiger als die Altstadt.

Mit seinen 76,5 Metern wird der Turm dann das höchste Gebäude der Stadt sein, nur noch der Turm der Herz-Jesu-Kirche ist höher (110 Meter). Bis in den 19. Stock sollen Büros untergebracht werden, am Dach ist eine „Skylounge“ geplant öffentlich kostenlos für jedermann zugänglich.

Die Aussicht von dort soll gleichermaßen das Gegenstück zum blick vom Schlossberg werden.

Rund um das Wirtschaftsviertel bauen Wohnbauträger, die Stadt sowie die Bundesimmobiliengesellschaft errichten Volksschule sowie AHS: 1500 Schüler sollen sich nach Fertigstellung auf dem Schulcampus tummeln. Außerdem bekommen die Reininghausgründe einen Straßenbahnanschluss, der 2021 fertig sein soll. Ein 30.000 Quadratmeter großer öffentlicher Park soll für Begrünung sorgen.

54 Hektar großteils leere Fläche, das sei in Österreich innerhalb einer Stadt einzigartig, betont Architekt Hermann Eisenköck. „Solche Freiflächen sind einmalig. Das ergibt viele städtebauliche Möglichkeiten.“ Kommendes Jahr soll der Bau der Tiefgarage anfangen. 2022 bis 2024 sollen die Bauten mit insgesamt 43.000 Quadratmeter Nutzfläche fertiggestellt sein. 165 Millionen Euro fließen allein in das Wirtschaftsviertel „Q2“.

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