Alltag in der Risikozone: Wenn die Tochter weint

Alltag in der Risikozone: Wenn die Tochter weint
Ostern rückt näher, das Ende der Quarantäne allerdings nicht. Das sorgt beim Kind und bei den Eltern für Emotionen.

Es gibt Momente, in denen man sich als Eltern gerade ziemlich zusammenreißen muss. Um nicht seinen Optimismus zu verlieren oder von den Emotionen überwältigt zu werden. Wenn zum Beispiel die siebenjährige Tochter mit einem herzzerreißenden, handgeschriebenen Brief daher kommt, den sie extra für den Osterhasen verfasst hat.

„Lieber Osterhase, ich freue mich sehr auf Ostern. Ich hoffe, dass Ostern überhaupt stattfinden kann. Liebe Grüße, deine Emma.“

Alltag in der Risikozone: Wenn die Tochter weint

So was geht unter die Haut. So stabil kann gar keine Fassade sein, dass sie nicht unter der Wucht der Gefühle zu bröckeln beginnt. Mit einem Schlag, mit einem Brief ist die zur Schau gestellte Souveränität verschwunden, die man sich antrainiert hat, um der Tochter ja nicht zu zeigen, dass diese Situation uns Eltern ebenfalls mitnimmt - und zugegebenerweise bisweilen sogar überfordert.

Es vergeht inzwischen kein Tag, an dem bei Emma nicht die Tränen rinnen. Meistens am Abend vor dem Einschlafen, wenn wir das Alltagsprogramm abgespult haben und sie nicht mehr durchs Lernen, Spielen, Basteln, Essen oder Telefonieren abgelenkt ist. Wenn sie im Bett liegt, allein mit ihren Gedanken, und ihr bewusst wird, wie radikal sich ihr und unser Leben in den letzten drei Wochen verändert hat.

„Für mich ist diese Corona-Sache halt a bissi neu und schwierig“, hat sie neulich gesagt. Wir können ihr nicht viel mehr Hoffnung machen, als zu betonen, dass diese Zeit vorbei gehen wird. Bald. Früher oder später. Wann immer das auch sein mag. Es ist für sie und uns eine unbefriedigende Antwort.

Alltag in der Risikozone: Wenn die Tochter weint

Emma hat jetzt übrigens begonnen, aus Bügelperlen Osterhasen zu basteln. Jeder ihrer 18 Klassenkollegen kriegt einen, natürlich auch die beiden Volksschullehrerinnen.

Sie mache das, "weil sie die Schule so vermisst und so gerne in die Schule geht", sagt sie.

Wir werden sie dann in der Pubertät an diesen Satz erinnern.

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