Alkolenker schätzen Unfallrisiko zu gering ein

Alkolenker schätzen Unfallrisiko zu gering ein
Sechs Alkounfälle passieren pro Tag in Österreich. Laut Psychlogen steigt jedoch das Bewusstsein der Bevölkerung.

„Der Alkolenker ist im Gegensatz zu früher eine seltene Spezies geworden“, sagt Verkehrspsychologe Gregor Bartl  auf Anfrage des KURIER. Die Zahlen sagen jedoch etwas anderes. Im Jahr 2018 ereigneten sich in Österreich 2.291 Alkoholunfälle, das sind sechs Unfälle pro Tag. Damit sind 6,2 Prozent aller Unfälle mit Personen- oder Sachschaden Alkoholunfälle.

Diese Zahl hat sich in den vergangenen Jahren fast nicht verändert (siehe Grafik), wie eine Studie vom Institut alles-fuehrerschein.at ergab. Dabei wurden 500 Teilnehmer an Alkohol-Nachschulungskursen anonym befragt. Laut den Erhebungen hat nur jeder achte Alkolenker Angst vor einem Unfall. Die Realität sieht anders aus: Jeder dritte Alkolenker ist auch in einen Unfall mit Sach- oder Personenschaden involviert.

Auf die Frage „Was haben Sie sich vor Ihrer Alkofahrt gedacht?“ antworteten etwa 40 Prozent, dass sie sich noch fahrtauglich gefühlt hatten. 32,7 Prozent hatten sich  nichts dabei gedacht und 25 Prozent dachten sich, es wäre ja „nicht weit und es wird schon nichts passieren“.

Alkolenker schätzen Unfallrisiko zu gering ein

Wandel der Gesellschaft

Auch wenn die Zahl der Unfälle konstant bleibt, ist laut Verkehrspsychologe  Bartl die Zahl der Alkolenker zurückgegangen: „Vor Jahrzehnten konnte man sich bei einem Verkehrsunfall noch auf den Alkoholkonsum herausreden. Heute ist ein Alkohol-Unfall mehrheitlich geächtet.“

Dass  dennoch gleich viele Unfälle passieren, führt Bartl darauf zurück, dass die Polizei auch bei Unfällen mehr Alkoholkontrollen durchführen. Im Jahr 2018 wurden österreichweit rund insgesamt 1,7 Millionen Alkoholkontrollen von der Polizei durchgeführt.

Nachschulungen gehen zurück

Die Dunkelziffer sei im Vergleich relativ gering. Wird man bei einer Alkofahrt erwischt, kommen durchschnittlich 2.800 Euro Gesamtkosten auf einen zu.  Jährlich müssen etwa 13.000 Alkolenker  Nachschulungen absolvieren. Im Jahr 2003 waren es noch 18.837 Teilnehmer.

Bartl sieht mehrere Gründe für den Rückgang: Der Bevölkerung sei bewusst, dass es mehr Kontrollen gibt, die Verkehrsdisziplin werde höher und die Gesellschaft werde zunehmend trockener. Zudem hofft er, dass die Nachschulungen Wirkung zeigen.

Das Verkehrsthema der Zukunft sind jedoch nicht Alko-, sondern Drogenlenker.  Denn diese sind zuletzt vermehrt aufgegriffen worden. Ob das nur daran liegt, dass es mehr spezifische Kontrollen gab, ist allerdings noch nicht erhoben.

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