Aktiv als Ehrenamtlicher: „Es kommt unglaublich viel zurück“
„Ich gebe ja nicht nur, ich bekomme auch unglaublich viel zurück. Was will man mehr?“, fragt Sepp Lobinger. Der Pensionist hilft seit vier Jahren bei dem Projekt „Le+O“ der Caritas Wien mit. Armutsgefährdete Menschen werden dabei mit Lebensmitteln und einem kostenlosen Orientierungs- und Beratungsangebot versorgt. „Man kommt in Kontakt mit den Leuten aus dem Bezirk. Da gibt es Schicksale, das ist unfassbar berührend. Wenn ich durch Meidling gehe, werde ich dauernd gegrüßt. Das ist etwas unheimlich Schönes.“
Insgesamt drei Millionen Menschen in Österreich betätigen sich wie Herr Lobinger freiwillig – etwa in Altersheimen, bei der Freiwilligen Feuerwehr oder in Obdachloseneinrichtungen. 50.000 engagieren sich allein bei der Caritas, Tendenz steigend.
Zukunftsforscherin Christiane Varga sieht speziell bei jungen Menschen einen Trend zur Freiwilligenarbeit. Zwar finde derzeit eine Individualisierung der Gesellschaft statt, gleichzeitig wachse damit aber auch das Bedürfnis nach Gemeinschaft. „Die neue Generation an Freiwilligen will Gutes tun und dabei Spaß haben.“ Besonders über soziale Medien ließen sich viele zur Freiwilligenarbeit motivieren.
Influencer zeigen es vor
Diese jungen Menschen möchte die Caritas abholen. Deshalb setzt man in der Kommunikation neuerdings auf die Zusammenarbeit mit Influencern. Diese zeigen auf ihren Social Media-Kanälen Möglichkeiten auf, Sinnvolles zu tun.
Caritas-Präsident Michael Landau ist von dem Einsatz junger Menschen beeindruckt, betont aber gleichzeitig, dass mehr freiwillige Helfer stets willkommen seien. Er fordert deshalb bessere Rahmenbedingung für Freiwilligenarbeit. „Ziviles Engagement ist der Kitt unserer Gesellschaft und sollte ein höheres Ansehen genießen“, sagt Landau. Diesbezüglich schwebt ihm etwa eine bundesweit gleichwertige Unfall- und Haftpflichtversicherung für ehrenamtliche Arbeiter vor. Als weiteren sinnvollen Schritt würde er eine steuerliche Bevorzugung von Unternehmen sehen, die Mitarbeitern für ihr freiwilliges Engagement ein Zeitguthaben zur Verfügung stellen.
Auch wenn es uns in Österreich gut geht, können Schicksalsschläge jeden treffen, betont der Caritas-Präsident. Gabi Riedl weiß, wovon er spricht. Als ihr Mann an Krebs erkrankte, begleitete die mobile Hospiz der Caritas sie und ihren Mann. „Wir haben ein gemeinsames Leben bis zum Schluss geführt. Nach dieser Erfahrung habe ich mir gedacht, dass ich anderen Menschen damit weiterhelfen kann, in Frieden gehen zu können.“
Riedl machte einen Kurs und begleitet seitdem als Teil der mobilen Hospiz todkranke Menschen. Dabei gehe es nicht immer nur um die traurigen Dinge. „Im Idealfall hat man Zeit mit dem Menschen und lässt sich total auf ihn und seine Familie ein. Da kommt es auch vor, dass gemeinsam gelacht wird.“ Insgesamt nehme sie sehr viel aus den Gesprächen mit. „Die Arbeit kostet viel Energie, aber gibt auch viel zurück.“ Zudem könne man jederzeit eine Pause einlegen. Zahlreiche junge Kollegen würden dann übernehmen – trotz des schwierigen Themas.
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