"Airpower" kurz vor dem Abheben: Ein Hauch von "Top Gun" über Zeltweg
Patrick Wöss ist "Beauty". Das ist jener Piloten-Rufname, den seine Kameraden für ihn ausgewählt haben. "Maverick" in "Top Gun" ist also nicht nur Fiktion aus dem Drehbuch eines Hollywood-Films, diese Codenamen sind Realität in der Pilotenwelt. Während Tom Cruise jedoch schauspielert, sitzt der Oberleutnant tatsächlich Hunderte Stunden pro Jahr im Cockpit eines umgerechnet 150.000 PS starken Jets: Wöss ist einer von 16 Eurofighterpiloten des Bundesheeres.
"Das war mein Kindheitstraum, "Jetpilot", versichert Wöss. Einen alternativen Berufswunsch habe er nie verfolgt. "Einen Jet zu fliegen ist einfach unvorstellbar. Da prallen Geschwindigkeiten und Höhen aufeinander, die in einem normalen Flugzeug nicht erreichbar sind."
Die neunfache Erdanziehungskraft wirkt auf einen Jetpiloten. "Beauty" , rund 90 Kilogramm schwer, wiegt dann fasst eine Tonne, eine Belastung, die der Körper nur mit Spezialanzügen und speziellem Sporttraining aushält. In acht Sekunden ist ein Eurofighter in der Luft, in 30 Sekunden erreicht er Überschallgeschwindigkeit: Wöss’ Kollege "Falco" alias Hauptmann Peter Spiegl wird bei der !Airpower" in Solovorführungen zeigen, was ein Eurofighter drauf hat. Die Luftfahrschau findet am Freitag und Samstag am Fliegerhorst Hinterstoisser in Zeltweg statt. Start ist jeweils um 9 Uhr.
Wie tickt ein Pilot?
Im normalen Dienstbetrieb dauert es von einer Alarmierung – wenn etwa ein nicht identifiziertes Flugzeug in den Luftraum vorgedrungen ist – bis zum Abheben "einen einstelligen Minutenbereich, die exakte Zeit ist geheim", betont Wöss. Mit einer Saab 105 nahm er selbst an einem Formationsflug bei einer "Airpower" 2019 teil, diesmal bleibt er am Boden.
Acht Jahre dauerte seine Ausbildung zum Einsatzpiloten, die auf einmotorigen Propellerflugzeugen begann und ihn bis nach Deutschland und Italien führte, wo er auf Kollegen aus aller Welt traf. "Jetpiloten sind aber ein ganz eigener Menschenschlag", beschreibt Wöss. "Man versteht sich gleich." Weiterbildung und das Bestreben, immer mehr zu lernen, stünden im Vordergrund, betont Wöss. "Wir streben immer danach, die Besten zu sein. Da gibt es keine zweiten Plätze, bei uns ist der Zweite der erste Verlierer."
Am Boden seien Jetpiloten aber "völlig locker", versichert Wöss und verrät auch die Geschichte hinter „Beauty“, seinem Rufnamen, mit dem ihn Pilotenkollegen auch ansprechen. "Ich hab’ zum falschen Zeitpunkt in einen Spiegel geschaut, der keiner war – sondern eine verspiegelte Eingangstür." Dahinter standen Kameraden, sein Rufname saß.
Philipp Haidbauer hat keinen Rufnamen, "nur Philipp", schmunzelt der 41-Jährige. "Oder Alpha, wenn ich grad in einem Alpha Jet sitze. Über Funk sprechen wir uns mit dem Namen des Flugzeugs an, in dem wir gerade sitzen." Haidbauer wechselte 2013 vom Bundesheer zur Kunstflugstaffel Flying Bulls von Red Bull und ist bei der "Airpower" mehrere Male in der Luft: "9,43 Uhr, 11.26, 14.34 und 16.58", zählt der Pilot auf. Er fliegt mit der Boeing Stearman unter anderem beim Gustostückerl der Flying Bulls mit, an dessen Umsetzung rund zwei Jahre gearbeitet wurde: Das "Aerobatic Triple", ein Zusammenspiel von Flugzeug, kunstflugtauglichen Hubschraubern, Fallschirmspringern und Wingsuit-Springern – eine Premiere überhaupt, noch nie gab es eine derartige Choreografie.
Haidbauer hat mit Wöss nicht nur die Ausbildung – er war 2005 bis 2013 Einsatzpilot auf der Saab 105 – gemeinsam, sondern teilt die Leidenschaft. Fliegen sei nicht nur ein Beruf, sondern Berufung. "So weit ich zurückdenken kann, wollte ich Pilot werden. Ich hab’ mir schon als Schüler alle möglichen Bücher gekauft", erzählt Haidbauer. "Mit 16 Jahren habe ich dann schon die Theorie intus gehabt, die ein Pilot bei der Ausbildung lernt, rein aus Interesse."
Auf die Flugschau freut sich der 41-Jährige "jedes Mal", seit 2003 ist er dabei, anfangs noch als Soldat, nun als ziviler Pilot. "Die Fliegerei an sich ist Routine. Die Herausforderung bei der Airpower ist der körperliche Teil, es ist anstrengend, vier Mal im Einsatz zu sein. Fehler darf man sich keine erlauben."
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