Acht Kinder verloren ihre Väter

Acht Kinder verloren ihre Väter
„Das ist die schlimmste Zeit unseres Lebens“

Warum habe ich überlebt und die anderen nicht?" Diese Frage beschäftigt derzeit den Überlebenden, den Trafikanten Werner E., erzählt man sich in Zell am Ziller.

"Dieses Unglück reißt ein tiefes Loch in unsere Gemeinde", sagt der schwer gezeichnete Bürgermeister Robert Pramstrahler zum KURIER. "Der Alois Eberharter war seit 40 Jahren in der Musikkapelle, der Willi Breuß ist seit 20 Jahren Gemeinderat für die FPÖ, der Hansjörg Haidacher war unser Autohändler." Es ist das Herz eines Ortes, das herausgerissen wurde. Fünf sind nach dem Absturz tot, zwei haben überlebt.

Bei der Gedenkmesse für die Opfer war die Kirche bis auf den letzten Platz gefüllt. Alle waren gekommen, um ein Vaterunser für die Toten zu sprechen. Viele standen, weil keine Sitzplätze mehr zu finden waren. Einzeln wurden alle Namen verlesen. "Das ist die schlimmste Zeit unseres Lebens. Wie soll ich den 25 Kindern in unserer Musikkapelle erklären, warum gewisse Leute nicht mehr kommen?"

Dazu haben acht Kinder im 1753-Seelen-Ort auf einen Schlag ihre Väter verloren.

"Zell am Ziller ist total betroffen und das Mitgefühl ist enorm. Das habe ich dem Fernsehen gesagt, dem Radio, aber das haben alle herausgeschnitten", ist Pramstrahler verärgert. Seit rund einem Jahr ist er im Amt und nun sitzt er in seinem Zimmer im Gemeindeamt und muss mit dem Pfarrer die Beerdigung koordinieren und die Hinterbliebenen trösten.

"Abschiedstreffen"

Alle Fluggäste waren zur DTM nach Valencia unterwegs. Sie alle stammten aus Zell am Ziller und waren seit Kindertagen dicke Freunde, die meisten waren Mitglied im lokalen Musikverein. Abends traf man sich beim Untermetzgerwirt, bei Alois Eberharter, der nun auch tot ist. Erst am Samstag vor dem Unglück saß man zusammen. Niemand ahnte damals, dass es das Abschiedstreffen sein würde.

Nur Anton Freund und Sigi Eberharter sind schon vor Jahren in den Nachbarort gezogen und haben dort eigene Geschäfte aufgebaut. Freund betrieb ein Reisebüro. Seine Familie ist tief erschüttert. "Sie wollen nicht reden und sie lesen nicht einmal Zeitungen", sagt die Angestellte in dem kleinen Reisebüro am Ortsrand.

Im Zillertal trauert man jetzt hinter verschlossenen Türen und zugezogenen Vorhängen. In der Öffentlichkeit will darüber niemand reden.

Um den Besitzer der Pizzeria in Zell, Gerhard P., zittern die Bewohner des Touristenortes noch. Er liegt in der Intensivstation der Uniklinik in Innsbruck. Von hier gibt es zumindest vom Arzt eine positive Nachricht. "Die Lebensgefahr schwindet mit jeder Stunde, sie ist nicht mehr akut."

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