Abstand im Matratzenlager: Das Warten auf den Almen
Der Berg ruft – viele Menschen lockt es derzeit nach draußen und nach oben, denn das Wetter ist überwiegend ideal dafür. Rein in die Wanderklamotten, festes Schuhwerk anziehen, rauf auf den Gipfel, in der nächstgelegenen Almhütte eine Erfrischung bestellen und die Aussicht genießen, bis man erholt genug für den Abstieg ist. So würde wohl der Wandertag bei vielen ablaufen – wäre da nicht Corona.
Während Bergsteiger und Wanderer zu höchster Vorsicht aufgerufen sind, bangen die Hüttenwirte um ihre Umsätze: „Den Wirten brennen viele offene Fragen unter den Nägeln“, sagt Peter Kapelari, Leiter der Abteilung Hütten des österreichischen Alpenvereins. Insgesamt 620 Hütten gibt es in ganz Österreich. 232 der Schutzhütten gehören dem österreichischen Alpenverein. 180 Hütten betreibt hingegen das deutsche Pendant.
Großer Andrang
Während Sommerhütten vorerst von Umsatzeinbußen noch relativ verschont blieben, hat es die Winterhütten stark getroffen. „Im Westen wäre in den vergangenen Wochen für die Winterhütten Hochsaison gewesen“, sagt Kapelari – herrschten doch ideale Bedingungen für Skitourengeher. Die Saison für die Sommerhütten stehe hingegen erst am Anfang. Je nach Höhenlage sperren diese zu unterschiedlichen Zeitpunkten auf: Tiefer gelegene Hütten, wie am Traunstein, normalerweise im Mai, andere hingegen oft erst ab Juni.
Laut Ankündigung der Bundesregierung sollten ab 15. Mai nach und nach Gastronomie und Hotellerie wieder aufsperren. Darunter würden laut Kapelari auch die Almhütten fallen. Die Frage sei jedoch, was dieses „nach und nach“ bedeute. „Die Hüttenwirte bereiten sich auf alle Fälle vor, um bei einer Entscheidung des Bundes so schnell wie möglich reagieren und öffnen zu können“, sagt Kapelari.
Der Sommersaison sieht er positiv entgegen: „Wir gehen davon aus, dass der Bedarf, hinauf in die Berge zu gehen und Hütten zu besuchen, auch dieses Jahr sehr groß ist.“ Heuer rechne er aber vorwiegend mit einem großen Andrang der Einheimischen, da das Reisen in andere Länder dieses Jahr vielfach ausfalle. Dafür werden vermutlich Touristen aus anderen Ländern fehlen.
Das Fehlen von Menschen aus dem Ausland berge jedoch eine weitere Problematik in sich: das nötige Personal. Viele Hüttenwirte beziehen dieses aus dem Ausland, wie etwa Servicekräfte oder Sherpas aus Nepal. Auf diese werde man heuer wahrscheinlich verzichten müssen.
Maßnahmen umsetzen
Bei all den Unsicherheiten ist sich Kapelari jedoch sicher: Das Bedürfnis für eine baldige Eröffnung sei bei allen Wirten vorhanden – egal welche Maßnahmen sie dafür treffen müssen. „Sagt uns, was wir tun müssen, und wir machen es“, sagt Kapelari stellvertretend für die Wirte. Denn diese hätten durchaus kreative Lösungsansätze, um den Schutzmaßnahmen gerecht zu werden: „Einer der Wirte möchte im Matratzenlager nach jeder zweiten Matratze ein Brett als Trennwand einziehen, um so den nötigen Abstand einzuhalten“, sagt Kapelari. Andere würden bereits Hygienestationen einrichten und Desinfektionsmittel bereitstellen.
Aber auch die Wanderer und Bergsteiger selbst können etwas zur Sicherheit beitragen: Denn nach wie vor bittet die Bundesregierung die Bevölkerung um Zurückhaltung. Vor allem von risikoreichen Touren sollte man absehen, ist jeder Unfall doch eine zusätzliche Belastung für das österreichische Gesundheitssystem.
Egal ob während oder außerhalb von Corona: Die zehn Verhaltensregeln der Regierung für Alm-Besucher gelten zudem immer. Wichtig ist es, auf den Wanderwegen zu bleiben, Hunde anzuleinen und Abstand zum Weidevieh zu halten, denn dieses ist von Corona nicht betroffen und hat auf der Alm uneingeschränkten Auslauf.
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