90 Tage ohne Strom und Heizung: Notunterkünfte für Mieter unleistbar
Mitten in Wien müssen 30 Mieter seit drei Monaten in dunklen, kalten Zimmern leben, obwohl sie 500 Euro Miete bezahlen. Die Wohneinheiten sind klein, die – eiskalten – Duschen und WCs auf den Gängen. Im Mietpreis wären die Energiekosten aber eigentlich inbegriffen.
Am Mittwoch organisierte der Verein En Commun, der die Betroffenen unterstützt, eine Demonstration vor dem Hauptsitz der Hausverwaltung. Die soll in der Causa nämlich eine entscheidende Rolle spielen. Angeblich hat die Omega GmbH seit mehreren Monaten die Stromrechnung nicht mehr bezahlt. Weil es sich bei dem Gebäude um ein ehemaliges Hostel handelt, gibt es nur einen zentralen Stromzähler, der von der Stadt im November wegen der Schulden abmontiert wurde.
Hauseigentümer ist die Immobilienfirma Pecado GmbH, Hauptmieter ist ein Makler, der sich aber selbst als Opfer sieht. Er prozessiert laut eigenen Angaben bereits gegen Hausverwaltung und Eigentümer und versuche seit Monaten vergeblich, die Stromversorgung wieder herstellen zu lassen. Die Schulden belaufen sich aber mittlerweile auf über 150.000 Euro. Auch die Mieterhilfe der Stadt Wien ist mit dem Problem befasst und vertritt die Betroffenen rechtlich – es könnte allerdings lange dauern, bis der Rechtsstreit ausgefochten ist, und so lange müssen die Betroffenen weiter ohne Strom und Heizung leben.
Nachdem der KURIER im Dezember über die Zustände in dem Haus berichtete, sagte die Stadt zu, Notquartiere zu organisieren. Das passierte zwar, leider sind die Wohnungen für die meisten Betroffenen aber unleistbar. 2.500 Euro Kaution müssten sie für die Appartements bezahlen. So lange sie ihre Kautionen für die jetzigen Wohnungen nicht zurückbekommen, ist ein Umzug in die Notquartiere unmöglich.
Immo-Spekulanten
Gerade diese Armut soll von Eigentümer und Hausverwaltung ausgenutzt werden. In dem Haus leben überwiegend Geflüchtete mit einer Sprachbarriere. Obwohl sie großteils einen Aufenthaltstitel in Österreich haben und auch arbeiten, ist es für sie schwierig, Verträge und Dokumente auf Deutsch zu lesen.
Der Verein En Commun glaubt, dass es sich bei den Verantwortlichen um Immobilien-Spekulanten handelt. Sie sollen das Haus absichtlich verwahrlosen lassen, um neue Luxusimmobilien bauen zu können. Um auch in der Zeit vor Baubeginn Geld zu lukrieren, sollten die Geflüchteten als Zwischenmieter herhalten.
Mittlerweile haben sich bei En Commun auch Mieter von anderen Adressen gemeldet, die ebenfalls in Häusern der verantwortlichen Firmen wohnen und demnach ebenfalls hinausgeekelt werden. Die Gruppe Sofortmaßnahmen der Stadt Wien bestätigte dem KURIER, dass das Haus am Gaudenzdorfer Gürtel 41 nur eines von rund 20 Häusern ist, in dem die Zustände ähnlich sind. Birgit Seiser
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