56-Jähriger kam mit Pistole zur Aussprache

APA10667722 - 15122012 - MILS - ÖSTERREICH: ZU APA 0254 CI - In Mils in Tirol sind am Samstag, 15. Dezember 2012, zwei tote Personen gefunden worden. Offenbar dürfte es sich bei der Bluttat um einen Mord und einen Selbstmord handeln wobei der Mann demnach zuerst seine Freundin erschossen und im Anschluss die Faustfeuerwaffe gegen sich gerichtet haben dürfte. Im Bild: Polizisten und Mitarbeiter der Spurensicherung vor dem Haus in dem die Tat stattfand. APA-FOTO: ZEITUNGSFOTO.AT/LIEBL DANIEL
Vor den Augen ihrer Mutter wurde die Tirolerin Isabella K. von ihrem Ex-Freund erschossen.

Mehr als 20 Jahre schon arbeitete Janez K. bei der Gemeinde Mils. „Jani“ wurde der 56-jährige Platzwart von allen genannt. Als Kind war er mit seiner Familie aus Slowenien nach Tirol gekommen – und drückte damals mit Isabella die Schulbank.

Seit Jahren waren sie ein Paar, bis die Frau die Beziehung vor einigen Monaten beendete. Das dürfte der Auslöser für die furchtbare Bluttat vom Samstag gewesen sein, die der 56-Jährige geplant hatte. Denn er kam mit Pistole und Abschiedsbrief.

„Er hatte seinen Besuch angekündigt und um eine Aussprache gebeten“, berichtet Christoph Hundertpfund, der stellvertretende Leiter des Landeskriminalamts. Gegen 17.30 Uhr dürfte dann im Parterre der Milser Villa ein Streit entbrannt sein.

Die Lehrerin lief zu ihrer Mutter in den ersten Stock und wollte sich mit ihr im Wohnzimmer verschanzen. Vergeblich versuchten die Frauen, die Tür zuzudrücken. „Er stieß sie auf und eröffnete das Feuer“, sagt Hundertpfund. Isabella K., die an der Innsbrucker Ferrarischule Deutsch und Englisch unterrichtete, starb vor den Augen ihrer Mutter. Dann richtete sich Janez K. selbst.

Es ist nicht die erste blutige Beziehungstat, die für Entsetzen sorgt. In den vergangenen drei Wochen hatten gleich drei Männer (zwei in Wien, einer in Kärnten) ihre ehemaligen Partnerinnen getötet, zwei Niederösterreicher waren zum Glück bei ihrem Vorhaben knapp gescheitert.

Fast immer gibt es dazu eine Vorgeschichte, „die man aber meist erst im Nachhinein lesen kann“, erklärt Barbara Juen, die psychologische Leiterin der Krisenintervention des Österreichischen Roten Kreuzes.

Demütigungen

56-Jähriger kam mit Pistole zur Aussprache
„In den Tagen und Wochen vor der Tat passierten meistens konfliktverschärfende Ereignisse, wie Einreichen einer Scheidung oder eine Trennung, es gab Gewaltanwendungen oder Drohungen, auch mit Suizid, oder auch sehr demütigende Erfahrungen“, erläutert die Expertin.

Bei Tätern wirke sich zudem oft auch deren Lebensgeschichte aus – mit frühen Trennungserfahrungen, Selbstwertproblemen, oder dass es ihnen schwer fällt, Konflikte zu bewältigen. „Bei Männern spielen Selbstwertprobleme eine große Rolle“, sagt Juen. Bei ihnen gehe es eher ums Demonstrieren von Macht – weil die Frau einen nicht verlassen dürfe, während Frauen ihre Partner vor allem töten, um sich aus einer (gewalttätigen) Beziehung zu befreien.

„Für die Kriseninterventionsteams ist es eine große Herausforderung, Kindern das Geschehene zu erklären“, ergänzt die Expertin. Aber auch Angehörige quälen dann Schuldgefühle. „Da geht es ums Zuhören und Vermitteln, dass sie nicht absichtlich etwas falsch gemacht haben. “

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