5.000 Österreicher machen Strandurlaub im Ausnahmezustand

5.000 Österreicher machen Strandurlaub im Ausnahmezustand
Heimische Touristen lassen sich von der politischen Lage nur wenig einschränken.

Polizisten mit Sturmgewehren statt Strandverkäufer mit Kokosnüssen; Reisewarnung statt Wetterbericht: Urlauber in der Türkei müssen sich derzeit mit Themen beschäftigen, die nicht in die Ferienzeit passen.

Rund 5000 Österreicher befinden sich derzeit an den Badestränden der Türkei. Als die Situation am Wochenende nach dem Putschversuch gegen Präsident Erdogan heikel wurde, boten einige Reiseveranstalter an, alle Kosten für eine Stornierung zu übernehmen. Auf dieses Angebot sind aber nur wenige Kunden eingegangen: "Am Montag haben 90 Prozent der Touristen ihre Reisen angetreten. Von insgesamt 18.000 deutschsprachigen Urlaubern vor Ort wollten nur 30 Personen zurück in die Heimat", sagt die Sprecherin des Reiseveranstalters Tui, Kathrin Limpel.

Situation stabil

Ein Grund für die scheinbare Unerschrockenheit der Österreicher ist, dass die politisch brisante Lage anscheinend nicht bis in die Badeorte dringt. Selbst das Außenministerium warnt zwar davor, stark frequentierte Plätze oder religiöse Stätten zu meiden, an den Badeorten der türkischen Riviera sei die Situation aber "unverändert stabil."

Weil die Lage in der Türkei aber schon seit Monaten prekär ist, merken die Reiseanbieter einen Rückgang der Buchungen. "Die großen Stornowellen nach Anschlägen oder jetzt dem Putschversuch bleiben aus. Das hat sich in den letzten Jahren extrem verändert. Wir beobachten aber, dass die Menschen bewusster buchen", sagt Felix König, Obmann des Fachverbands der Reisebüros.

Verlierer und Profiteure

Zwar steigen viele Urlauber auf andere Reiseziele um, trotzdem lässt sich der Umsatz-Rückgang der Reiseveranstalter im Massentourismus nicht ausgleichen – die Türkei ist dafür ein klassisches Beispiel. Diesen Umstand beschreibt eine Studie des Reiseveranstalters Ruefa, in deren Ranking die Türkei von Rang zwei der Urlaubsdestinationen auf Platz sechs absackte. Demnach sagen 72 Prozent der Österreicher, dass Sicherheit die Wahl des Urlaubsorts beeinflusst.

Wie bei allen Krisen gibt es aber auch Profiteure. König: "Bulgarien ist vom Preis-Leistungs-Verhältnis ähnlich wie die Türkei und wird immer beliebter. Auch Spanien, Portugal und Griechenland sind Gewinner in Sachen Flugreisen."

Beliebter denn je sind Ferien in der Heimat: "Die Österreicher haben ihren Urlaub schon immer am liebsten hier verbracht, das wird sich durch die Situation im Ausland wohl noch steigern", sagt König.

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