3200 Straftäter mit Fußfessel statt in Haft

Seit fünf Jahren gibt es in Österreich die Fußfessel für Verurteilte
Bilanz: 14 Prozent Frauen, der elektronisch überwachte Hausarrest ist familienfreundlich

Seit fünf Jahren gibt es in Österreich die Fußfessel, bisher haben 3200 verurteilte Straftäter ihre Haftstrafe (zumindest einen Teil davon) im elektronisch überwachten Hausarrest statt hinter Gittern verbüßt. 14 Prozent davon waren Frauen. Das sind mehr als doppelt so viele, wie sonst in Haft sind.

Die Voraussetzungen für die Fußfessel sind eine Freiheitsstrafe oder ein Strafrest von maximal einem Jahr, eine Wohnung und ein Arbeitsplatz. Die Kinderbetreuung wird als Arbeit anerkannt, deshalb können straffällig gewordenen Mütter bei ihren Kindern bleiben und die Strafe daheim verbüßen. Der elektronisch überwachte Hausarrest ist überhaupt sehr familienfreundlich

Laut Christoph Koss vom Verein Neustart (dieser erstellt die strikte Tagesstruktur für die Fußfessel-Träger) kommen viele positive Rückmeldungen von Familien: Die Väter sind nach der Arbeit ans Haus gebunden und nicht wie früher abends ständig unterwegs, sie kümmern sich im Hausarrest auch einmal um ihre Kinder.

Getrennte Wohnungen

Ein Thema ist allerdings auch die häusliche Gewalt: In solchen Fällen wird die Fußfessel gar nicht genehmigt oder nur mit getrennten Wohnungen. Der Täter darf seinen Hausarrest also nicht in der ehelichen Wohnung verbüßen, sondern muss sich ein eigenes Domizil suchen. Insgesamt ist die Fußfessel ein Erfolgsprojekt: Obwohl 60 Prozent vorbestraft sind und 53 Prozent schon einmal in Haft waren, wurden nur 30 Täter – weniger als ein Prozent – mit Fußfessel rückfällig (überwiegend Eigentumsdelikte), was Verhaftung und neuerliche Verurteilung zur Folge hatte.

Laut General Josef Schmoll kommt die Fußfessel für die Justiz billiger: Die elektronische Überwachung des Hausarrests kostet am Tag 18 Euro (der Fußfessel-Träger zahlt je nach Einkommen bis zu 22 Euro), ein Hafttag hingegen 110 Euro. Abgesehen davon eignet sie sich besser zur Resozialisierung: Job und soziales Umfeld bleiben erhalten, die Familie ist finanziell abgesichert.

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