2 tödliche Felsstürze in 5 Tagen: Was ist da in Österreichs Bergen los?

Der Weg zur Eisriesenwelt wurde noch am Sonntag behördlich gesperrt. Wann sie wieder öffnen kann, ist unklar.
Der Klimawandel war bei den Unglücksfällen nebensächlich. Die Erwärmung sorgt aber im Hochgebirge für vermehrte Felsstürze.

Vier Tote und elf Verletzte innerhalb von fünf Tagen. Beliebte Ausflugsziele wurden gerade zu Beginn der Ferienzeit zu Unglücksorten. Was ist da los mit Österreichs Bergen, Klammen und Schluchten? Führt gar der Klimawandel dazu, dass die Alpen zerbröseln?

Sperren nach tödlichen Steinschlägen - Unfälle aber immer möglich

Das verbindende Element bei den drei tragischen Unfällen vor der Eisriesenwelt in Salzburg, der Bärenschützklamm in der Steiermark und der Kärntner Tscheppaschlucht dürfte starker Regen in den Tagen und Stunden vor dem Unglück gewesen sein. „Der Fels wird durch Wasser destabilisiert, es entsteht hydrostatischer Druck und der Stein löst sich“, erklärt Salzburgs Landesgeologe Gerald Valentin.

STEIERMARK: FELSSTURZ IN DER BÄRENSCHÜTZKLAMM BEI MIXNITZ - ZWEI TOTE

In der Bärenschützklamm laufen Ermittlungen.

Noch keine Studien

In allen drei Fällen hat es sehr stark geregnet. Mit derartigen Regenmengen ist in den betreffenden Regionen zu dieser Jahreszeit aber durchaus zu rechnen. Es gibt auch keine stichhaltigen Hinweise, dass der Klimawandel zu verstärkten Steinschlägen führt.

„Ich kenne keine wissenschaftlichen Studien, die das tatsächlich zeigen würden“, sagt der Geologe Michael Strasser von der Universität Innsbruck. Bergsteigerlegende Peter Habeler sieht den Klimawandel dagegen sehr wohl als Beschleuniger des „Zerbröselns“ der Berge.

Wegbetreiber haftet

Ein Forschungsprojekt des Landes Salzburg kam auch zum Ergebnis, dass es durch den Klimawandel zu vermehrten Felsstürzen kommt. Das betrifft aber nur die Permafrostzone oberhalb von 2.500 Metern. Alle drei Unfälle ereigneten sich in deutlich tieferen Lagen, zudem handelte es sich um Steinschläge und nicht größer dimensionierte Felsstürze. Für verheerende Wirkung am Menschen reichten aber auch die Steinschläge aus.

Weitgehend unabhängig vom Auslöser stellt sich bei jedem Unfall auch die Frage nach der Haftung. Grundsätzlich muss der Betreiber eines Weges für die entsprechende Sicherung sorgen. Der Wegehalter haftet für Unfälle „durch den mangelhaften Zustand eines Weges“, sofern der Mangel vorsätzlich oder grob fahrlässig herbeigeführt wurde, steht im Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch.

Wird für die Nutzung eines Weges Geld gezahlt, darf mit einer erhöhten Sicherheit gerechnet werden. Etwa bei der Eisriesenwelt geschah der Unfall genau an jener Stelle, die nicht durch eine Steinschlaggalerie gesichert war. „Dieser Rücken ist ursprünglich als steinschlagsicher angenommen worden. Da hat uns die Realität eingeholt“, erklärt Valentin im Gespräch mit dem KURIER. Ob bei einem der Unfälle fahrlässig gehandelt wurde, müssen nun zunächst die zuständigen Staatsanwaltschaften klären.

Restrisiko unvermeidbar

Dass es ein Restrisiko in den Bergen immer geben wird, ist allen Geologen klar. „Hundertprozentige Sicherheit lässt sich nicht herstellen“, sagt Robert Supper, Vizerektor der Geologischen Bundesanstalt in Wien. Durch den verstärkten Betrieb in den Bergen steige aber schon rein statistisch Wahrscheinlichkeit für Unfälle. „Es sind derzeit viele, viele Leute in den Bergen unterwegs. Auf einem stärker frequentierten Weg steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es jemanden trifft“, sagt Valentin.

Gerade bei starkem Regen solle man sich von Felswänden fern halten, rät der Geologe. Sehr unterschiedlich sind aktuell die Pläne, wann die Attraktionen wieder für Publikum öffnen. Die Tscheppaschlucht hatte bereits am Montag wieder geöffnet, bei der Eisriesenwelt war die Dauer der Sperre auch am Montag noch offen, ebenso bei der Bärenschützklamm. Der Alpenverein hat die Zugänge zur Klamm gesperrt, es sind auch Reparaturarbeiten notwendig. Die könnten bis zum Herbst dauern.

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