2 tödliche Felsstürze in 5 Tagen: Was ist da in Österreichs Bergen los?
Vier Tote und elf Verletzte innerhalb von fünf Tagen. Beliebte Ausflugsziele wurden gerade zu Beginn der Ferienzeit zu Unglücksorten. Was ist da los mit Österreichs Bergen, Klammen und Schluchten? Führt gar der Klimawandel dazu, dass die Alpen zerbröseln?
Sperren nach tödlichen Steinschlägen - Unfälle aber immer möglich
Das verbindende Element bei den drei tragischen Unfällen vor der Eisriesenwelt in Salzburg, der Bärenschützklamm in der Steiermark und der Kärntner Tscheppaschlucht dürfte starker Regen in den Tagen und Stunden vor dem Unglück gewesen sein. „Der Fels wird durch Wasser destabilisiert, es entsteht hydrostatischer Druck und der Stein löst sich“, erklärt Salzburgs Landesgeologe Gerald Valentin.
Noch keine Studien
In allen drei Fällen hat es sehr stark geregnet. Mit derartigen Regenmengen ist in den betreffenden Regionen zu dieser Jahreszeit aber durchaus zu rechnen. Es gibt auch keine stichhaltigen Hinweise, dass der Klimawandel zu verstärkten Steinschlägen führt.
„Ich kenne keine wissenschaftlichen Studien, die das tatsächlich zeigen würden“, sagt der Geologe Michael Strasser von der Universität Innsbruck. Bergsteigerlegende Peter Habeler sieht den Klimawandel dagegen sehr wohl als Beschleuniger des „Zerbröselns“ der Berge.
Bärenschützklamm
Am Mittwoch starben beim Felssturz in der Steiermark drei Besucher, neun weitere Wanderer wurden verletzt.
Eisriesenwelt
Am Sonntag starb ein 14-Jähriger vor der Eisriesenwelt durch Steinschlag, ein 19-Jähriger wurde verletzt.
Tscheppaschlucht
Eine 32-Jährige verletzte sich ebenfalls am Sonntag in Kärnten schwer.
Wegbetreiber haftet
Ein Forschungsprojekt des Landes Salzburg kam auch zum Ergebnis, dass es durch den Klimawandel zu vermehrten Felsstürzen kommt. Das betrifft aber nur die Permafrostzone oberhalb von 2.500 Metern. Alle drei Unfälle ereigneten sich in deutlich tieferen Lagen, zudem handelte es sich um Steinschläge und nicht größer dimensionierte Felsstürze. Für verheerende Wirkung am Menschen reichten aber auch die Steinschläge aus.
Weitgehend unabhängig vom Auslöser stellt sich bei jedem Unfall auch die Frage nach der Haftung. Grundsätzlich muss der Betreiber eines Weges für die entsprechende Sicherung sorgen. Der Wegehalter haftet für Unfälle „durch den mangelhaften Zustand eines Weges“, sofern der Mangel vorsätzlich oder grob fahrlässig herbeigeführt wurde, steht im Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch.
Wird für die Nutzung eines Weges Geld gezahlt, darf mit einer erhöhten Sicherheit gerechnet werden. Etwa bei der Eisriesenwelt geschah der Unfall genau an jener Stelle, die nicht durch eine Steinschlaggalerie gesichert war. „Dieser Rücken ist ursprünglich als steinschlagsicher angenommen worden. Da hat uns die Realität eingeholt“, erklärt Valentin im Gespräch mit dem KURIER. Ob bei einem der Unfälle fahrlässig gehandelt wurde, müssen nun zunächst die zuständigen Staatsanwaltschaften klären.
Bei Regen Fels meiden
Bei starkem Regen sollte man sich generell von Felswänden fernhalten. Starker Regen erhöht die Gefahr von Steinschlag.
Zum Fels ducken
Befindet man sich bereits am Berg und es kommt zu Steinschlag, stellt man sich am besten eng an den Fels oder sucht unter Felsvorsprüngen oder Bäumen Unterschlupf. Bei Klettertouren empfiehlt sich ohnehin ein Helm als Schutz gegen möglichen Steinschlag.
Restrisiko unvermeidbar
Dass es ein Restrisiko in den Bergen immer geben wird, ist allen Geologen klar. „Hundertprozentige Sicherheit lässt sich nicht herstellen“, sagt Robert Supper, Vizerektor der Geologischen Bundesanstalt in Wien. Durch den verstärkten Betrieb in den Bergen steige aber schon rein statistisch Wahrscheinlichkeit für Unfälle. „Es sind derzeit viele, viele Leute in den Bergen unterwegs. Auf einem stärker frequentierten Weg steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es jemanden trifft“, sagt Valentin.
Gerade bei starkem Regen solle man sich von Felswänden fern halten, rät der Geologe. Sehr unterschiedlich sind aktuell die Pläne, wann die Attraktionen wieder für Publikum öffnen. Die Tscheppaschlucht hatte bereits am Montag wieder geöffnet, bei der Eisriesenwelt war die Dauer der Sperre auch am Montag noch offen, ebenso bei der Bärenschützklamm. Der Alpenverein hat die Zugänge zur Klamm gesperrt, es sind auch Reparaturarbeiten notwendig. Die könnten bis zum Herbst dauern.
Kommentare